EIKON-Chef Ganzert: Fernsehmarkt verlangt wieder mehr Qualität

Berlin (epd). Die Fernsehsender verlangen nach Angaben der evangelischen TV-Produktionsfirma EIKON verstärkt nach Programmen, "bei denen die Quote nicht die wichtigste Rolle spielt". Wie EIKON-Geschäftsführer Ernst Ludwig Ganzert in einem epd-Interview sagte, sei seine in Berlin ansässige Produktionsfirma für diesen Bedarf "gut aufgestellt". Die EIKON-Produktion "Unter dem Eis" unter der Regie von Aelrun Goette wird am 30. März in Marl mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

EIKON produziere auch Programme, denen der "Spagat zwischen Quote und Qualität" gelinge, sagte Ganzert weiter. Der Preis für "Unter dem Eis" sei wichtig für die evangelische Produktionsfirma und eine willkommene Anerkennung ihrer Arbeit. Der 45-jährige Fernsehproduzent, promovierter Jurist, führt die Geschäfte der EIKON seit Juli 2001.

Trotz des Trends der Sender zu mehr Qualität sieht Ganzert manche Entwicklung im deutschen Fernsehmarkt auch kritisch. So hätten die Sender ihre Budgets speziell für Dokumentarfilme erneut reduziert und damit eine Grenze erreicht, "wo wir uns als Produzenten fragen, ob wir das noch machen können". Große Dokumentarfilme bräuchten teilweise Entwicklungs- und Produktionszeiten von mehreren Jahren. Mit den jetzigen Etats sei die Herstellung kostendeckend nicht mehr möglich. Produzenten und Filmemacher sähen sich "vor die Existenzfrage" gestellt.

Bei den TV-Sendern sieht Ganzert außerdem eine Tendenz, einen wachsenden Teil der Produktionsaufträge an "sendergebundene" Produktionsunternehmen zu vergeben. Den kleineren, unabhängigen Produzenten bereite es Sorgen, dass beispielsweise das ZDF mit der großen Bavaria Film GmbH über die Gründung einer gemeinsamen Produktionstochter spreche. Kleine Produktionsfirmen mit schlanker Kostenstruktur schafften es in dieser Situation "nur durch Selbstausbeutung", mit kleinen einzelnen Filmprojekten zu überleben.

Ganzert zufolge ist der mit dem Grimme-Preis gekrönte Film "Unter dem Eis" mit einem Budget von etwas mehr als 800.000 Euro entstanden. Gelungen sei damit eine Qualität, die bei einem durchschnittlichen Fernsehfilm wenigstens die Hälfte mehr gekostet hätte, so der Fernsehproduzent in dem epd-Interview. Das gesamte Team bis hin zu den Schauspielern sei "an die Grenzen seiner Belastbarkeit" gegangen und bereit gewesen, unterhalb normaler Gagen zu arbeiten.

20. März 2007

 

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