Käßmann fordert Ausbau der Palliativmedizin

Ethikexperte dringt auf mehr Geld für Hospize

Bremen (epd). Die Palliativmedizin muss nach Auffassung der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann bundesweit ausgeweitet und finanziell besser abgesichert werden. Deutschland sei auf diesem Feld "immer noch ein Entwicklungsland", kritisierte die evangelische Theologin am Freitag zur Eröffnung des 5. Bremer Kongresses für Palliativmedizin. Der kirchliche Ethikexperte Ralph Charbonnier forderte mehr Unterstützung für ambulante Hospize.

Bischöfin Käßmann sagte, rund 1.000 Palliativmediziner bundesweit seien zur Versorgung der Todkranken zu wenig. Untersuchungen zeigten, dass noch immer zwei Drittel der knapp 210.000 Menschen, die jedes Jahr an Krebs sterben, schlimme Schmerzen ertragen müssten.

Der Entschluss des Bundes, die ambulante Palliativversorgung in die Regelfinanzierung durch die Krankenkassen aufzunehmen, sei ein wichtiger Schritt, lobte Käßmann. "Doch genauso wichtig ist es, die stationäre Versorgung auf finanziell stabile Füße zu stellen", betonte Käßmann vor knapp 500 Ärzten, Psychologen, Pflegekräften und Sozialarbeitern aus ganz Deutschland.

"Warum werden Maßnahmen der heilenden Medizin voll finanziert und Maßnahmen der lindernden Medizin nicht?", fragte die Theologin und betonte, Palliativmedizin sei keine Kür für das Gesundheitssystem, sondern Pflicht. Neben medizinischen und pflegerischen Leistungen müssten auch psychosoziale und spirituelle Hilfen bezahlt werden.

Aktive Sterbehilfe lehnte Käßmann erneut ab. Gefragt seien vielmehr Ärzte, die in Absprache mit allen Beteiligten "Verantwortung übernehmen und das Sterben zulassen". Was die Medizin dürfe, bestimmten Ethik, Moral und der Gesetzgeber, sagte Kongress-Präsident Hans-Joachim Willenbrink. "Letzterer hat eine bedrohliche Macht eingenommen", kritisierte der Chefarzt der Palliativmedizin am Bremer Klinikum Links der Weser.

Der kirchliche Ethikexperte Ralph Charbonnier warnte vor einer "Palliativ-Versorgung light". Neben dem ambulanten und stationären Bereich bekämen auch Hospize zu wenig Geld, sagte er dem epd. Die Einrichtungen müssten zehn Prozent der Kosten selbst aufbringen. "Das hat dazu geführt, dass die ersten Häuser aus finanziellen Gründen ihre Arbeit wieder einstellen mussten", sagte der Studienleiter des Zentrums für Gesundheitsethik der hannoverschen Landeskirche. Die Eigenbeteiligung müsse auf fünf Prozent gesenkt werden.

Weitere Informationen im Internet:

www.dgpalliativmedizin.de
www.hospize.de
www.krebshilfe.de

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