Organisationen begrüßen Südafrikas neuen Plan zur Aids-Bekämpfung

Regierung will Zahl der Neuinfektionen bis 2011 halbieren

Johannesburg/Frankfurt a.M. (epd). Aids-Organisationen haben den neuen Plan der südafrikanischen Regierung zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit begrüßt. "Wir sehen das Vorhaben als positiven Wendepunkt in der Aids-Politik Südafrikas", sagte Mirjam Hagebölling vom "Aktionsbündnis gegen Aids" am Donnerstag. Mit umgerechnet 2,4 Milliarden Euro will das Land bis 2011 die Zahl der Neuinfektionen halbieren, den Zugang zu Aids-Medikamenten verbessern und die Aufklärungsarbeit stark ausbauen.

Besonders zu begrüßen sei, dass der Plan in Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen und Gewerkschaften entstanden sei, so Hagebölling. Auf diese Weise seien auch Themen wie sexualisierte Gewalt gegen Frauen und die Einbeziehung von Randgruppen wie Homosexuellen und Gefängnisinsassen berücksichtigt worden. Zudem habe sich die Regierung erstmals konkrete Ziele gesetzt. So soll bis 2011 erreicht werden, dass sich kein Kind mehr während der Schwangerschaft oder der Geburt bei seiner Mutter ansteckt.

"Ärzte ohne Grenzen" bezeichnete den Plan als deutlichen Fortschritt. "Insbesondere die stärkere Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist sehr zu begrüßen", sagte Oliver Moldenhauer von der Medikamentenkampagne der Organisation.

Der Plan folgt auf eine Studie des unabhängigen Forschungsinstituts "Human Science Research Councel", wonach sich in Südafrika täglich 1.500 Menschen mit dem HI-Virus anstecken. Die Tatsache, dass Vizepräsidentin Phumzile Mlambo-Ngcuka sich jüngst des Themas angenommen hat, lässt nach Einschätzung von Aids-Aktivisten hoffen. In der Vergangenheit hatten sie der Regierung von Thabo Mbeki vorgeworfen, die Gefahr der Aids-Pandemie herunterzuspielen und die Wirkung von antiretroviralen Medikamenten in Frage zu stellen.

"Es ist das erste Mal, dass auch der wichtige Punkt der Stigmatisierung auf dieser hohen Ebene berücksichtigt wird", betont Hagebölling. So wüssten viele Menschen nicht, dass sie HIV-positiv sind, weil sie Angst hätten, sich testen zu lassen und dann aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.

Ein Schwerpunkt des Plans soll bei der Aufklärungarbeit über mögliche Infektionswege liegen. 40 Prozent des Geldes sollen zudem dafür verwendet werden, den Zugang zu so genannten antiretroviralen Medikamenten auszuweiten. Diese Arzneimittel hemmen die Vermehrung der Viren und verlängern das Leben der Infizierten. Bisher erhalten nur 140.000 der 600.000 bis 800.000 Aidskranken in Südafrika solche Medikamente. HIV-positiv sind neuen Schätzungen zufolge etwa 5,5 Millionen der 47 Millionen Südafrikaner. Damit hat das Land eine der höchsten HIV-Raten und die größte Zahl von Aidskranken weltweit.

Probleme bei der Umsetzung des Plans kann Hagebölling zufolge vor allem die ungenügende Infrastruktur bereiten. "Auf dem Land fehlen Kliniken und Ärzte." So sei es für arme Menschen schwierig, die nötigen Tests zu machen und an die Medikamente zu kommen. Zudem sei noch nicht abschließend geklärt, wie der Plan finanziert wird. Nach Einschätzung von Aids-Organisationen ist doppelt so viel Geld nötig wie veranschlagt.

15. März 2007

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