Kirchenamtspräsident: Keine Zentralisierungsabsicht bei EKD-Reformen

Speyer (epd). Kirchenamtspräsident Hermann Barth befürwortet in der Debatte über grundlegende Reformen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine stärke Berücksichtigung regionaler Unterschiede. Zielvereinbarungen etwa zum Gottesdienstbesuch müssten für bestimmte Gemeinden und Regionen konkretisiert werden, empfahl der Leiter des EKD-Kirchenamtes in einem Interview des "Evangelischen Kirchenboten" (Speyer). "Die Pfalz ist anders als Mecklenburg, Kerzenheim anders als ein Dorf im Speckgürtel Hamburgs", sagte Barth. Der Reformprozess bedürfe der Fähigkeit zur Selbstkorrektur - bei Kritikern wie bei Initiatoren.

Entschieden trat der Kirchenamtspräsident der Kritik entgegen, die Reformvorhaben zielten auf Zentralisierung und Uniformität innerhalb der EKD. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem "hässlichen Vorwurf". Die Verfassung der EKD, die in der Substanz nur einstimmig geändert werden könne, biete keine Ansatzpunkte für eine zentralistische Struktur. "Es ist eine Wahnvorstellung, zu glauben, es gebe in der EKD Zentralisierungsmöglichkeiten oder Zentralisierungsabsichten."

Der Schleswiger Bischof Hans-Christian Knuth von der nordelbischen Kirche hatte mehrfach kritisiert, die EKD-Reformvorstellungen seien zu stark von Zentralismus und ökonomischem Denken und zu wenig von Glaubensfestigkeit bestimmt. Zu Besorgnissen unter kleineren der 23 Landeskirchen, sie seien nicht mehr erwünscht, stellte der Kirchenamtspräsident fest, die kleineren Kirchen könnten nur selbst entscheiden, wie sich in Zukunft positionierten: "Eines ist sicher, 2030 werden es weniger als 23 Landeskirchen sein." Unter den ostdeutschen Kirchen gibt es schon aktuell Fusionsbemühungen.

Als richtig bezeichnete Barth die Empfehlung, eine Differenzierung bei den Gemeindeformen anzustreben. Die klassische Ortsgemeinde bleibe das Standbein, aber die Nachfrage nach Gemeinden mit besonderen Profilen und unterschiedlichen Schwerpunkten nehme zu.

09. März 2007

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