Käßmann kritisiert Benachteiligung von Kriegsdienstverweigerern

Zentralstelle berät junge Männer seit 50 Jahren

Berlin (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat die Benachteiligung von Kriegsdienstverweigerern kritisiert. Pro Jahr würden 20.000 junge Männer mehr zum Zivildienst einberufen als zum Wehrdienst, sagte die evangelische Theologin, die auch Präsidentin der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer (KDV) ist, am Freitag in Berlin anlässlich eines Festakts zum 50-jährigen Bestehens der Zentralstelle. Es sei an der Zeit, die Wehrpflicht abzuschaffen und anstelle des Zivildienstes die Freiwilligendienste auszubauen.

Käßmanns Vorgängerin als Präsidentin der Zentralstelle KDV, Ex-Familienministerin Renate Schmidt, sagte, es gebe drei bis fünf Bewerber für jeden Platz im Rahmen des freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahres. Langfristig müsse das Geld, mit dem heute Zivildienstplätze bezuschusst würden, in die Freiwilligendienste umgeschichtet werden. Zu diesem Ergebnis sei auch die Zivildienst-Kommission gekommen, die sie als zuständige Ministerin während der rot-grünen Regierungszeit einberufen habe. Kriegsdienstverweigerer können heute anstelle des Zivildienstes auch ein freiwilliges Jahr absolvieren.

Käßmann und Schmidt setzten sich für die Abschaffung der Wehrpflicht und des Zivildienstes zu Gunsten von Freiwilligendiensten für alle Altersgruppen ein. Ein soziales Pflichtjahr lehnten sie als unzumutbar und unfinanzierbar ab.

Die Zentralstelle KDV fordert seit ihrer Gründung am 2. März 1957 die Abschaffung der Wehrpflicht und der Prüfungsverfahren für die Anerkennung von Kriegsdienstverweigerern. Der langjährige Vorsitzende Ulrich Finckh bilanzierte, die Zentralstelle habe seit 50 Jahren Tag für Tag geholfen, das Recht auf Kriegsdienstverweigerung durchzusetzen. Sie habe die in den 60er und 70er Jahren als Drückeberger beschimpften jungen Männer in Schutz genommen und ihre Gleichbehandlung durchzusetzen versucht.

Seit Einführung der Wehrpflicht wurden in der Bundesrepublik knapp drei Millionen Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Die Zentralstelle KDV mit Sitz in Bockhorn bei Wilhelmshaven wird von 26 Mitgliedsorganisationen getragen, zu denen auch die evangelische Kirche gehört. Sie berät Kriegsdienstverweigerer und finanziert ihre Arbeit allein aus Spenden.

02. März 2007

Weitere epd-Meldungen