EKD-Ratsvorsitzender als Ehrengast bei Matthiae-Mahlzeit

Bischof Huber warnt vor falscher Toleranz

Hamburg (epd). Im Streit der Religionen um die Wahrheit hat der Berliner Bischof Wolfgang Huber vor einem falschen Toleranzbegriff gewarnt. Toleranz sei nicht mit einer Haltung gleichzusetzen, die alles für richtig hält und jedem Recht gibt, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitagabend im Hamburger Rathaus vor mehr als 400 geladenen Gästen aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Huber war deutscher Ehrengast bei der 651. Matthiae-Mahlzeit des Hamburger Senats. Sie gilt als das älteste Festbankett der Welt.

Dem aufrichtigen Dialog der Religionen sei mit Gleichgültigkeit eben so wenig geholfen wie mit Fundamentalismus, sagte Huber weiter. Es gehe vielmehr um eine "überzeugte Toleranz": Keine Religion könne ohne Konsequenzen für die Lebensführung wahrhaftig gelebt werden. Deshalb betreffe jede Religion nicht nur das private, sondern auch das öffentliche Leben.

Religion vermittele den Menschen Halt, sagte Huber. Sie bringe die Ehre Gottes ebenso zur Geltung wie die gleiche Würde jedes Menschen. Beides jedoch könne auch "schmählich missbraucht" werden: Religion vermöge Frieden und Gerechtigkeit zu fördern, könne aber auch Hass und Gewalt schüren. "Die globalisierte Welt zeigt beide Gesichter der Religion."

Eben dies führe die Religionsgemeinschaften noch intensiver zueinander. Es sei ihre gemeinsame Aufgabe, dort zu widersprechen, wo Religion zur Legitimierung von Gewalt missbraucht werde, so der Bischof. Wo nach der Bedeutung von Religion für das eigene Leben gesucht werde, gelte es, Antworten zu geben. Ihre Differenzen im Glaubensverständnis müssten die Religionen in einer Weise austragen, die den Frieden nicht gefährdet, sondern stärkt.

Wegen der Regierungskrise in Italien hatte der zurückgetretene Ministerpräsident Romano Prodi seine Teilnahme an der Matthiae-Mahlzeit abgesagt.

24. Februar 2007

EKD-Pressemitteilung "EKD-Ratsvorsitzender Ehrengast im Hamburger Rathaus"

Festrede des EKD-Ratsvorsitzenden

Matthiae-Mahlzeit


Das aktuelle Stichwort: Matthiae-Mahlzeit

Hamburg (epd). Die Matthiae-Mahlzeit in Hamburg ist seit dem Jahr 1356 historisch belegt. Damit gilt sie als das älteste noch zelebrierte Festmahl der Welt. Benannt ist sie nach dem Matthias-Tag am 24. Februar. Er galt im Mittelalter als Frühlingsbeginn und als Termin für den Dienstbotenwechsel. Zugleich wurden Wetterregeln aufgestellt und Orakel befragt.

Zu Matthiae wurden im Hamburger Senat die Aufgaben neu verteilt und ein neuer Bürgermeister aus dem Kreis der Senatoren gewählt. Vertretern "der Hamburg freundlich gesonnenen Mächte" wurden an der Tafel "Messer aufgedeckt" - zu einer Zeit, als man noch mit den Fingern aß, ein Zeichen besonders ritterlichen Benehmens.

1724 komponierte Georg Philipp Telemann eine Tafelmusik, die seitdem bei jeder Matthiae-Mahlzeit erklingt. Die protokollarischen Regeln des Festmahls wurden im Jahr 1538 schriftlich niedergelegt. Demnach erwartet zum Beispiel der Bürgermeister seine Ehrengäste auf dem oberen Absatz der Senatstreppe - um nicht in die Verlegenheit zu kommen, einem zu Pferde angereisten Staatsgast die Steigbügel halten zu müssen.

Traditionell werden je ein ausländischer und ein deutscher Ehrengast eingeladen. Zu den prominentesten Gästen der vergangenen Jahre gehörten Königin Silvia von Schweden, Tennisspielerin Steffi Graf, Kronprinz Frederik von Dänemark und Jordaniens König Abdullah II. Insgesamt werden rund 400 geladene Gäste bewirtet, darunter auch das konsularische Korps.

24. Februar 2007

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