EKD-Ratsvorsitzender Huber: Seelsorge in der Bundeswehr hoch geschätzt

Köln (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat den Militärseelsorgevertrag zwischen Kirche und Staat gewürdigt. Das vor 50 Jahren unterzeichnete Dokument sei der einzige Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der EKD, sagte Huber am Donnerstag bei einem Festakt in Köln im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der Vertrag, der die Grundlage für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr ist, habe auch im Vergleich mit den Regelungen in anderen Ländern "Lob, Dank und Anerkennung" verdient.

Der Militärseelsorgevertrag habe sich in vielen Debatten bewähren müssen, sagte der Berliner Bischof bei dem Festakt zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrages. Er erinnerte an die Kontroversen über die Wiederbewaffnung in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Viele Christen seien nach dem Zweiten Weltkrieg davon überzeugt gewesen, dass Gott selbst dem deutschen Volk die Waffen aus der Hand geschlagen habe. Der damalige EKD-Ratsvorsitzende Otto Dibelius habe sich von der DDR-Führung als "NATO-Bischof" titulieren lassen müssen.

Heute werde die Seelsorge in der Bundeswehr "hoch geschätzt und intensiv in Anspruch genommen", unterstrich der oberste Repräsentant von rund 25 Millionen Protestanten. "Als Kirche sehen wir darin eine große Verpflichtung, der wir auch in Zukunft entsprechen wollen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende laut Redetext. Die Militärseelsorger müssten den Loyalitätspflichten eines Beamten entsprechen, zugleich aber der Freiheit des Glaubens Ausdruck geben und ihrer Kirche verbunden sein, sagte Huber mit Blick auf den Beamtenstatus der Militärpfarrer.

Die evangelische Seelsorge wende sich allen Soldaten in der Bundeswehr zu, betonte Huber. Der Anteil der Soldaten, die keiner Kirche angehören, liegt inzwischen bei rund 40 Prozent. Der EKD-Ratsvorsitzende wies auch auf die Risiken der Auslandseinsätze der Bundeswehr hin. Die wachsende Zahl dieser Einsätze zeige "das Ausmaß der Friedensgefährdung in unserer Zeit": "Jeder Auslandseinsatz ist mit neuen Risiken verbunden, ob er zum Frieden beiträgt, ist immer wieder ungewiss."

Das Leben der Soldaten sei bei diesen Einsätzen besonders gefährdet, die Sorgen der Familienangehörigen seien groß. Deshalb müssten Auslandseinsätze "politisch ernsthaft geprüft und militärisch sorgfältig vorbereitet" werden, forderte Huber. Zugleich müssten sie seelsorgerlich intensiv begleitet werden. Die evangelische Seelsorge entsendet gegenwärtig jährlich bis zu einem Drittel ihrer Militärpfarrer in die Auslandseinsätze.

Der Militärseelsorgevertrag war am 22. Februar 1957 in Bonn von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und dem damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Dibelius unterzeichnet worden. Er garantiert - einmalig in der deutschen Geschichte - die Unabhängigkeit der kirchlichen Arbeit in der Bundeswehr von staatlichem Einfluss. Zugleich sorgt der Staat laut Vertrag für den organisatorischen Rahmen und trägt die Kosten der Militärseelsorge.

22. Februar 2007

Festrede des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut


Kanzlerin Merkel und EKD würdigen Partnerschaft von Kirche und Staat

Festakt zu 50 Jahre Militärseelsorgevertrag - (Zusammenfassung)

Köln (epd). Bundesregierung und evangelische Kirche haben am Donnerstag mit einem Festakt in Köln an die Unterzeichnung des Militärseelsorgevertrages vor 50 Jahren erinnert. "50 Jahre Militärseelsorge zeugen von einer guten Partnerschaft zwischen Kirche und Staat", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor mehr als 500 Gästen aus Politik, Kirche und Bundeswehr. Die Militärseelsorge werde von vielen Soldaten geschätzt und sei ein wichtiger Teil des gesamtkirchlichen Wirkens. Vor allem bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr würden die Militärpfarrer gebraucht.

Der Militärseelsorgevertrag war am 22. Februar 1957 in Bonn von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und dem damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Otto Dibelius unterzeichnet worden.  Das Dokument sei der einzige Vertrag zwischen der Bundesrepublik und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber bei dem Festakt in einem Luftwaffen-Hangar auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn.

Merkel erinnerte daran, dass die Militärseelsorge zur Zeit der Gründung der Bundeswehr in der evangelischen Kirche noch umstritten war. Der damaligen Bundesregierung unter Adenauer (CDU) sei es wichtig gewesen, die evangelische Militärseelsorge mit dem Vertrag zu institutionalisieren, um das Grundrecht der Soldaten auf Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zu gewährleisten.

Merkel hob die Rolle der Militärpfarrer als besondere Vertrauenspersonen für die Soldaten hervor. "Die Soldaten erwarten von ihren Seelsorgern viel", so die Kanzlerin. Die Pfarrer seien Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen und vor allem in Extremsituationen wie den Einsätzen in Krisengebieten. Zugleich verwies Merkel auf den Beitrag der Militärseelsorge zur Vermittlung ethischer Werte in der Bundeswehr.

Die Regierungschefin unterstrich die Notwendigkeit der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Mehr denn je sei die Bundeswehr eine "Armee im Einsatz". Die derzeit rund 7.600 deutschen Soldaten im Auslandseinsatz trügen zum Frieden in der Welt und zu internationaler Sicherheit bei. Für die Soldaten sei der oft gefährliche Dienst in Krisengebieten eine besondere Belastungsprobe. Dabei stünden ihnen und ihren Familien die Militärgeistlichen zur Seite.

Der EKD-Ratsvorsitzende Huber verwies auch auf die Risiken der Auslandseinsätze. Deren wachsende Zahl zeige "das Ausmaß der Friedensgefährdung in unserer Zeit": "Jeder Auslandseinsatz ist mit neuen Risiken verbunden, ob er im Ergebnis tatsächlich zum Frieden beiträgt, ist immer wieder ungewiss." Auslandseinsätze müssten "politisch ernsthaft geprüft und militärisch sorgfältig vorbereitet" werden, forderte Huber.

Der Berliner Bischof sagte im Rückblick, der Militärseelsorgevertrag habe sich in vielen Debatten bewähren müssen. Er verwies auf die Kontroversen über die Wiederbewaffnung in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Viele Christen seien nach dem Zweiten Weltkrieg davon überzeugt gewesen, dass Gott selbst dem deutschen Volk die Waffen aus der Hand geschlagen habe.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erklärte, Militärpfarrer seien unverzichtbare Gesprächspartner für die Soldaten. Militärgeistliche fragten nicht nach Kirchenmitgliedschaft, sondern nach den Sorgen und Nöten des Einzelnen. Sie seien eine wichtige Anlaufstelle für alle Soldaten.

Der evangelische Militärbischof Peter Krug würdigte das Zusammenwirken von Staat und Kirche bei der Soldatenseelsorge in den vergangenen 50 Jahren. Gefeiert werde nicht "die goldene Hochzeit zwischen Staat und Kirche", sondern der "Geburtstag einer verlässlichen Partnerschaft zum Wohle der Soldatinnen und Soldaten". Der katholische Militärbischof Walter Mixa sagte in einem Grußwort, die beiden großen Kirchen seien den Weg der Militärseelsorge in den vergangenen 50 Jahren gemeinsam gegangen. "Die Streitkräfte brauchen die Militärseelsorge", so Mixa.

22. Februar 2007

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