"Zeit"-Redakteurin: Medien können Kirchgang nicht ersetzen

Hamburg (epd). Die Medien können nach Ansicht der "Zeit"-Redakteurin Elisabeth von Thadden den Kirchgang nicht ersetzen. "Man sollte die Kirche im Dorf lassen", sagte sie am Dienstagabend auf einer Diskussionsveranstaltung der Evangelischen Akademie in Hamburg. Nötig dafür seien "ansprechende Gottesdienste, aus denen die Menschen nicht weglaufen", fügte von Thadden hinzu. Nach Ansicht von Gernot Facius ("Die Welt") ist die Religion niemals aus den Medien verschwunden. Nach 1945 habe sie geradezu einen Boom erlebt. Sämtliche Visionen von Europa seien ohne Religion nicht vorstellbar gewesen.

Facius bescheinigte dem Christentum eine gewisse "Erosion": Die Entkirchlichung der Gesellschaft nehme zu, sagte er. Die Medien seien dafür aber keinesfalls ein Reparaturbetrieb. Ohnehin gebe es in manchen Redaktionen "erhebliche Wissensdefizite" über Religionen. Dringend erforderlich sei daher die Weiterbildung von Journalisten, so Facius. Denn es sei eine "Verachtung der Leser", wenn nicht sachgerecht berichtet werde.

Der Kulturchef des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Matthias Matussek, erinnerte an die Bedeutung der religiösen Rituale. Sie würden "das kulturelle Gedächtnis" bewahren, auch in mancher säkularisierten Form. Wie stark Rituale auch in der modernen Welt noch wirkten, zeige das Beispiel des Islam, wo sich Millionen Menschen fünfmal am Tag gen Mekka verneigen.

"Medienglaube - Über die Rückkehr der Religion in die Medien" lautete das Thema beim ersten Jahrestreffen der Ende 2005 neu gegründeten Evangelischen Akademie Hamburg.

21. Februar 2007

Evangelische Akademie Hamburg

Weitere epd-Meldungen