Huber: "Es wird keine zentralisierte evangelische Kirche geben"

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat dem Zentralismus-Vorwurf mit Blick auf die innerkirchlichen Reformbemühungen widersprochen. "Es wird keine zentralisierte evangelische Kirche geben", sagte der Berliner Bischof in der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe) an die Adresse von Kritikern. Der deutsche Protestantismus bleibe vielfältig.

Zugleich befürwortete der EKD-Ratsvorsitzende eine "dezentrale Konzentration". Mit der Schaffung von Zentren sollte das geistige und geistliche Profil der evangelischen Kirche geschärft werden. Die Kirche müsse im Dorf bleiben, versicherte Huber und fügte hinzu: "Es kann aber nicht mehr in jedem Dorf einen Pfarrer geben."

Der Schleswiger Bischof Hans-Christian Knuth von der nordelbischen Kirche hatte am Mittwoch kritisiert, die EKD-Reformvorstellungen seien zu stark von Zentralismus und ökonomischem Denken und zu wenig von Glaubensfestigkeit bestimmt.

Ein Rückkehr hinter den mit dem Impulspapier "Kirche der Freiheit" eingeleiteten Reformprozess werde es nicht geben, sagte Bischof Huber: "Wir wollen eine veränderte Kirche." Er widersprach dem Einwand, in der Reformdiskussion seien Strukturen wichtiger als Glaubensinhalte: "Wir heiligen nicht die Strukturdebatte." Es gehe um Gottvertrauen, Nächstenliebe und Zuversicht. Die evangelische Kirche wolle missionarisch, spirituell und politisch verantwortlich sein. Die Reformdebatte gehe um die Frage, wie die Kirche im 21. Jahrhundert diesem Auftrag gerecht werde.

Die evangelische Kirche hat Huber zufolge gelernt, dass eine "unkritische Anpassung" an den Zeitgeist falsch sei und Selbstsäkularisierung in die Irre führe. "Wir bejahen die Moderne. Aber wir stellen uns in bestimmten Fragen bewusst gegen den Strom der Zeit." Als Beispiel nannte der Bischof das Eintreten der Kirche für den arbeitsfreien Sonntag.

15. Februar 2007

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