Diakonie-Präsident Kottnik ins Amt eingeführt

Berlin (epd). Der neue Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klaus-Dieter Kottnik, ist am Freitag in einem Festgottesdienst in Berlin in sein Amt eingeführt worden. Kottnik hob in seiner Predigt die Bedeutung der evangelischen Wohlfahrtspflege als Anwältin für die sozial Schwachen hervor. Die Einführungsrede hielt der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber.

Der 54-jährige Theologe folgt auf Jürgen Gohde, der nach fast zwölfjähriger Amtszeit an der Spitze der Diakonie im Juni 2006 zurückgetreten war. Kottnik hatte sich im Oktober vergangenen Jahres bei der Präsidentenwahl gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt.

Nach Kottniks Einschätzung gewinnt der Gedanke der Solidarität in der Öffentlichkeit wieder an Boden. Die Menschen spürten, dass "etwas schief läuft, wenn eine Gesellschaft den Blick auf die Schwächeren verliert", sagte er in seiner Predigt. Von der mitmenschlichen Zuwendung, die Angehörige, Freunde oder Mitarbeiter sozialer Einrichtungen gegenüber Hilfsbedürftigen leisteten, geht nach Ansicht des Pfarrers eine "Strahlkraft in das gesellschaftliche Leben" aus. Deshalb verstehe sich die Freie Wohlfahrtspflege als wesentlicher Beitrag zum Wohl der Gesellschaft.

Kottnik war 15 Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Diakonie Stetten, einem der größten evangelischen Sozialunternehmen in Deutschland. Die Diakonie vertritt bundesweit rund 27.500 Einrichtungen mit 450.000 Beschäftigten und ist damit einer der größten Arbeitgeber Deutschlands. Darüber hinaus sind 400.000 Menschen ehrenamtlich in der Diakonie tätig.

02. Februar 2007

Ansprache des EKD-Ratsvorsitzenden bei der Einführung von Klaus-Dieter Kottnik


Neuer Diakonie-Präsident fordert stärkeres evangelisches Profil

Kottnik: Trend geht wieder zu sozialer Versorgung in der Gemeinde

Berlin (epd). Der neue Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik will dem Sozialwerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein stärkeres kirchliches Profil geben. "Menschen sollen in der Diakonie auch dem Evangelium begegnen", sagte der 54-jährige Theologe in einem epd-Interview. Am Freitag wurde Kottnik in einem Festgottesdienst in Berlin in sein Amt als Präsident des Diakonischen Werks eingeführt.

Kottnik verwies im darauf, dass die Zeit der Verlagerung der diakonischen Arbeit aus der Kirchengemeinde hin zu großen diakonischen Einrichtungen vorbei sei. "Der Trend geht zu mehr gemeindenahen Einrichtungen anstelle von großen Anstalten und Heimen", sagte Kottnik. Diakonie sei eine der wesentlichen Lebensäußerungen von Kirche.

"Derzeit diskutieren wir in der Diakonie wieder intensiv darüber, was gerade unter den Bedingungen des Wettbewerbs das besondere Angebot eines evangelischen Wohlfahrtsverbands ist", sagte Kottnik. Die Debatte über das Profil der Diakonie habe durch die Ökonomisierung und die Ausweitung der Arbeit im Osten Deutschlands gelitten, sagte der Pfarrer, der bis Ende Januar an der Spitze der Großeinrichtung "Diakonie Stetten" in Baden-Württemberg stand.

Kottnik, der seinen Amtssitz in Berlin hat, will das Verhältnis der Diakonie zur Bundespolitik weiter intensiv pflegen. "Das Kunststück liegt darin, das richtige Verhältnis von Distanz und Nähe zu finden", sagte der Theologe. "Diakonie muss immer daran erinnern, wo ihr Ursprung und ihr Auftrag liegen", sagte Kottnik. Sein Vorgänger Jürgen Gohde hatte nach einem Votum für die Kürzung von Hartz-IV-Leistungen im Sommer 2006 sein Amt aufgeben müssen.

Reformbedarf sieht der neue Präsident des Diakonischen Werks der EKD beim Zuschnitt der Diakonie-Organisation auf Landesebene. "Als ausgewiesener Anhänger von Zusammenschlüssen hielte ich es für sinnvoll, wenn es zumindest pro Bundesland nur noch ein Diakonisches Werk geben würde", sagte Kottnik. Nötig sei ein "echtes Gegenüber" für die Landesregierungen. Er verwies auf entsprechende Initiativen im Rheinland und in Westfalen sowie Bewegungen in Baden und Württemberg. In vielen Bereichen richtet sich die Diakonie nach den Gebieten der evangelischen Landeskirchen, die häufig noch in den politischen Grenzen des Jahres 1815 organisiert sind.

Die Diakonie vertritt bundesweit rund 27.500 Einrichtungen mit 450.000 Beschäftigten und ist damit einer der größten Arbeitgeber Deutschlands. Darüber hinaus sind 400.000 Menschen ehrenamtlich in der Diakonie tätig.

02. Februar 2007

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