Neuer Diakonie-Präsident fordert stärkeres evangelisches Profil

Kottnik: Trend geht wieder zu sozialer Versorgung auf Gemeindeebene

Berlin (epd). Der neue Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik will dem Sozialwerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein stärkeres kirchliches Profil geben. "Menschen sollen in der Diakonie auch dem Evangelium begegnen", sagte der 54-jährige Theologe in einem epd-Interview. Kottnik tritt am 1. Februar als Präsident des Diakonischen Werks der EKD an.

Kottnik verwies darauf, dass die Zeit der Verlagerung der diakonischen Arbeit aus der Kirchengemeinde hin zu großen diakonischen Einrichtungen vorbei sei. "Der Trend geht zu mehr gemeindenahen Einrichtungen anstelle von großen Anstalten und Heimen", sagte Kottnik. Diakonie sei eine der wesentlichen Lebensäußerungen von Kirche.

"Derzeit diskutieren wir in der Diakonie wieder intensiv darüber, was gerade unter den Bedingungen des Wettbewerbs das besondere Angebot eines evangelischen Wohlfahrtsverbands ist", sagte Kottnik. Die Debatte über das Profil der Diakonie habe durch die Ökonomisierung und die Ausweitung der Arbeit im Osten Deutschlands gelitten, sagte der Pfarrer, der bis Ende Januar an der Spitze der Großeinrichtung "Diakonie Stetten" in Baden-Württemberg stand.

Kottnik, der seinen Amtssitz in Berlin hat, will das Verhältnis der Diakonie zur Bundespolitik weiter intensiv pflegen. "Das Kunststück liegt darin, das richtige Verhältnis von Distanz und Nähe zu finden", sagte der Theologe. "Diakonie muss immer daran erinnern, wo ihr Ursprung und ihr Auftrag liegen", sagte Kottnik. Sein Vorgänger Jürgen Gohde hatte nach einem Votum für die Kürzung von Hartz-IV-Leistungen im Sommer 2006 sein Amt aufgeben müssen.

Reformbedarf sieht der neue Präsident des Diakonischen Werks der EKD beim Zuschnitt der Diakonie-Organisation auf Landesebene. "Als ausgewiesener Anhänger von Zusammenschlüssen hielte ich es für sinnvoll, wenn es zumindest pro Bundesland nur noch ein Diakonisches Werk geben würde", sagte Kottnik. Nötig sei ein "echtes Gegenüber" für die Landesregierungen. Er verwies auf entsprechende Initiativen im Rheinland und in Westfalen sowie Bewegungen in Baden und Württemberg. In vielen Bereichen richtet sich die Diakonie nach den Gebieten der evangelischen Landeskirchen, die häufig noch in den politischen Grenzen des Jahres 1815 organisiert sind.

Die Diakonie vertritt bundesweit rund 27.500 Einrichtungen mit 450.000 Beschäftigten und ist damit einer der größten Arbeitgeber Deutschlands. Darüber hinaus sind 400.000 Menschen ehrenamtlich in der Diakonie tätig.

30. Januar 2007

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