Huber sieht nach Wittenberg Bestätigung für Reformkurs der EKD - "Es führt kein Weg zurück"

Wittenberg (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht sich durch den Zukunftskongress in Wittenberg in ihrem Reformkurs bestärkt. Einen Weg zurück gebe es nicht mehr, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Samstag in der Lutherstadt. Kirchliche Kernaufgaben wie die Gestaltung der Gottesdienste stünden im Mittelpunkt der geplanten Reformen. Die Entscheidung über konkrete Projekte liege nun bei den Leitungsgremien der Landeskirchen und der EKD.

Mehr als 300 Vertreter aller 23 Landeskirchen hatten seit Donnerstagabend in Wittenberg über die kirchlichen Reformperspektiven bis 2030 diskutiert. Grundlage war das vor einem halben Jahr vorgelegte EKD-Papier "Kirche der Freiheit". Die Empfehlungen einer Expertenkommission hatten in der Kirche eine zum Teil heftige Diskussion ausgelöst. Mit der Reformdebatte reagiert die EKD auf langfristige Entwicklungen wie weiteren Mitgliederschwund, sinkende Finanzkraft und Bevölkerungsrückgang.

Von Wittenberg gehe das Signal aus, dass die Konzentration auf die kirchlichen Kernaufgaben kein leeres Wort sei, sagte Huber. Trotz aller Kontroversen sei auf dem Kongress klar geworden, dass die evangelische Kirche in einen Zukunftsprozess hineingeraten sei. "Wir sind kritisch miteinander umgegangen, und das ist gut so", sagte der Berliner Bischof. Die Kirche dürfe nicht zu harmlos ihre Probleme diskutieren. Nun gehe es darum, Reform- und Pilotprojekte in Gang zu bringen und gelungene Beispiele bekannt zu machen. Huber schlug vor, den Diskussionsprozess fortzusetzen, möglicherweise mit einer Zukunftswerkstatt in Barmen.

Als drei vorrangige Handlungsfelder nannte Huber die Qualität der Gottesdienstgestaltung, das Zusammenwirken von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern sowie das Verhältnis von herkömmlichen und neuen Gemeindeformen. Der Reformprozess orientiere sich an der kirchlichen Aufgabe, den Glauben zu wecken und zu stärken. Die demographische und die finanzielle Entwicklung stünden nicht im Mittelpunkt, sondern seien nur Rahmenbedingungen der Veränderungen. Huber sprach sich ferner für ein gemeinsames Profil des Pfarrberufs innerhalb der EKD aus. So könne der Wechsel von Pfarrern zwischen Landeskirchen vereinfacht werden.

Der Zukunftskongress habe Entscheidungen nicht vorgegriffen, betonte der Ratsvorsitzende. Die zuständigen Gremien von Landeskirchen und EKD müssten nun bestimmen, welche Prioritäten sie setzen wollten. Der oberste Repräsentant von rund 25 Millionen Protestanten äußerte die Erwartung, dass die Debatte über Größe und Gestalt der Landeskirchen weitergehen werde. Dabei sei allerdings nicht die EKD am Zug, sondern die Landeskirchen. "Wir haben keinen Masterplan zu Zahl oder Struktur der Landeskirchen", unterstrich Huber. Gewollt sei aber ein Nachdenken darüber, was eine Landeskirche ausmache und wie sie sich mit ihren Stärken in die Gemeinschaft einbringe.

Die Präses der EKD-Synode, Barbara Rinke, äußerte die Einschätzung, dass die evangelische Kirche nach Wittenberg von einer "nüchternen protestantischen Aufbruchstimmung" erfasst werde. "Man muss keine Angst haben, dass uns nach Wittenberg die Luft ausgeht", so Rinke. Die Reformdebatte werde im November in Dresden bei der EKD-Synode fortgesetzt, die das Schwerpunktthema "Aufbruch in der evangelischen Kirche" haben werde.

Der EKD-Ratsvorsitzende Huber hatte den Zukunftskongress am Donnerstagabend in der Wittenberger Stadtkirche, der Wirkungsstätte Martin Luthers, eröffnet und zur Erneuerung der Kirche und zur Schärfung des evangelischen Profils aufgerufen. Bei den zwölf Diskussionsforen hinter verschlossenen Türen herrschte nach Teilnehmerangaben eine positive Grundstimmung hinsichtlich der Reformpläne.

Am Rande des Zukunftskongresses fand in Wittenberg eine Gegenveranstaltung statt. Organisiert wurde dieses Treffen von der Evangelischen Studierendengemeinde, der Evangelischen Akademikerschaft und der "Initiative Kirche von unten".

27. Januar 2007

 

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