Präses Schneider: Mentalitätswandel der Kirche nötig

Gegen EKD-Vorschlag zu Rückzug aus der Fläche

Düsseldorf (epd). Der rheinische Präses Nikolaus Schneider hat einen Mentalitätswechsel in der evangelischen Kirche gefordert. Es müsse "leidenschaftlicher als bisher" nicht nur zum Glauben, sondern auch zur Mitgliedschaft in der Kirche eingeladen werden, sagte Schneider vor dem an diesem Donnerstag beginnenden EKD-Zukunftskongress in einem epd-Gespräch in Düsseldorf.

Der leitende Theologe der zweitgrößten EKD-Mitgliedskirche begrüßte den Anstoß der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu einer grundlegenden Reformdiskussion. Er kritisierte aber zugleich das Impulspapier "Kirche der Freiheit" in wichtigen Punkten.

So sei er gegen den vorgeschlagenen Rückzug der Ortsgemeinden von 80 auf 50 Prozent des Kirchenangebots. Die Konzentration auf "Leuchttürme" sei ein Lösungsansatz für die ostdeutschen Kirchen, der so nicht auf den Westen übertragen werden könne. "Die Evangelische Kirche im Rheinland will sich unter den Rahmenbedingungen, wie sie zwischen Niederrhein und Saarland herrschen, nicht aus der Fläche zurückziehen", betonte Schneider.

Skeptisch äußerte sich der Repräsentant von knapp drei Millionen Protestanten auch zur Idee, die Zahl der 23 Landeskirchen bis 2030 zu halbieren. Der Zusammenschluss von Kirchen könne nicht zentral verordnet werden, sondern müsse wachsen. Dabei gelte: "Nur was zusammenwachsen will, kann auch zusammenwachsen."

Positiv sieht Schneider dagegen das Vorhaben, die Qualität bei Amtshandlungen wie Taufen und Trauungen zu verbessern. "Ich bin sehr dafür, dass wir in Seelsorge und Verkündigung ebenso wie bei Amtshandlungen sorgfältig ans Werk gehen, denn wir tun dieses Werk nicht in unserem Namen, sondern im Namen Gottes", sagte der 59-jährige Theologe, der auch dem Rat der EKD angehört.

Auf dem Zukunftskongress in Wittenberg diskutieren von Donnerstag bis Samstag rund 300 Spitzenvertreter des deutschen Protestantismus über Perspektiven der Kirche für die nächsten Jahrzehnte. Den Anstoß hatte das EKD-Papier "Kirche der Freiheit" aus dem vergangenen Sommer geliefert. Hintergrund ist die Prognose, dass die evangelische Kirche ohne ein Gegensteuern im Jahr 2030 nur noch zwei Drittel ihrer heutigen Mitglieder und die Hälfte der jetzigen Finanzkraft haben wird.

24. Januar 2007


Bischof Noack: Nicht zu viel von Zukunftskongress erwarten

Darmstadt (epd). Der Magdeburger Bischof Axel Noack hat vor zu großen Erwartungen an den Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewarnt, der an diesem Donnerstag in Wittenberg beginnt. Er hoffe jedoch, dass die Vertreter aus 23 Landeskirchen die Anregungen umsetzen, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen dem epd in Darmstadt. Zu dem Treffen in der Lutherstadt werden rund 300 Teilnehmer erwartet.

Im Hinblick auf die Erschließung neuer Finanzquellen seien die östlichen Landeskirchen den westlichen um Längen voraus, betonte Noack. Während dort rund 80 Prozent der Ausgaben mit Kirchensteuermitteln bestritten würden, seien es beispielsweise in der Kirchenprovinz nur 17 Prozent. Diese Tatsache müsse bei der Diskussion um die Zukunft der EKD mitbedacht werden.

Noack lobte das dem Kongress zu Grunde liegende Impulspapier "Kirche der Freiheit". Es enthalte konkrete Reformziele mit Daten und Fakten. Er befürwortete auch den Plan, dass sich mittelgroße Landeskirchen zusammenschließen.

Der Theologe sprach sich zu einem Umdenken bei der christlichen Mission aus. Seiner Ansicht nach sei es viel effektiver, Konfessionslose mit einer Aufgabe in der Kirche zu betrauen und ihnen dadurch mittelfristig einen Zugang zu eröffnen. Noack erinnerte an die Situation in seiner Landeskirche mit rund 500.000 Mitgliedern, wo sich inzwischen Tausende Nicht-Mitglieder in Bauvereinen, Kirchenchören oder anderen Gruppen engagierten. "In vielen Chören in Ostdeutschland sind Kirchenmitglieder längst in der Minderheit."

Besonders gut erreiche man Konfessionslose, indem man sie an der Sanierung alter Kirchen beteilige, so Noack. In vielen Dörfern der Kirchenprovinz sei es die Regel, dass alle Bürger für diesen Zweck spendeten, obwohl nur noch wenige evangelisch sind. "1994 hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir so viele unserer 2.300 historischen Kirchen retten könnten." Seitdem seien auch 500 Glocken neu gegossen worden, keine einzige davon sei aus Kirchensteuermitteln finanziert worden

24. Januar 2007

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