Antichristfenster erstmals wieder komplett zu sehen

Frankfurt/Oder (epd). Das mittelalterliche Antichristfenster der Marienkirche in Frankfurt an der Oder kann seit Sonntag erstmals wieder vollständig besichtigt werden. Bis zum 29. April werden im Museum Junge Kunst die 38 restaurierten Glasbilder des Fensters gezeigt. Das elf Meter hohe Antichristfenster sei das "stilistisch und ikonografisch rätselhafteste" der drei im Sommer 2002 als Beutekunst aus Russland zurückgekehrten Glasfenster, hieß es von Seiten des Museums.

Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) würdigte die Kunstwerke als "erstrangiges Zeugnis europäischer Kulturgeschichte". Die Rückgabe des "bedeutenden Ensembles mittelalterlicher Glasmalerei" sei ein "ebenso großer Glücksfall wie ihre gelungene Sanierung", erklärte Wanka zur Eröffnung.

Der evangelische Bischof von Berlin-Brandenburg und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, unterstrich, dass das "Antichristfenster" keine judenfeindlichen Darstellungen enthalte. Stattdessen zeige es die "Verführbarkeit von Juden und Christen" ebenso wie die Widerstandskraft beider gegen das Böse.

In der christlichen Mythologie wurde der so genannte Antichrist als Verführer zum Bösen und Verbreiter von Irrlehren meist mit dem Judentum in Verbindung gebracht. Das restaurierte Kunstwerk soll Ende Juni zusammen mit dem Schöpfungsfenster wieder in die Marienkirche eingesetzt werden. Im Mai 2005 war bereits das Christusfenster an seinen Platz zurückgekehrt.

Die Ausstellung "Das spätgotische Antichristfenster - Eine biblische Botschaft im Zusammenspiel von Glas, Farbe und Licht" im Museum Junge Kunst, Rathaushalle Am Marktplatz 1, 15230 Frankfurt, ist bis 29. April dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie samstags von 11 bis 19 Uhr zu sehen.

22. Januar 2007

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden "Ein theologischer Dialog mit einem mittelalterlichen Kunstwerk - Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung "Das spätgotische Antichristfenster – eine biblische Botschaft im Zusammenspiel von Glas, Farbe und Licht"

Museum Junge Kunst in Frankfurt/Oder

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