Bischof Huber vergleicht Scientology mit "Wolf im Schafspelz"

Berlin (epd). Der Berliner Bischof Wolfgang Huber hat die umstrittene Scientology-Organisation mit einem "Wolf im Schafspelz" verglichen. Angesichts der für Samstag in der Bundeshauptstadt geplanten Eröffnung eines neuen Scientology-Zentrums rief er zugleich zur Wachsamkeit auf. Die in den USA gegründete Organisation sei ein nach Gewinn strebendes Wirtschaftsunternehmen, dessen Methoden und Lehre entgegen seinem Namen mit Wissenschaft und Religion nichts zu tun hätten, schreibt Huber in einer Gastkolumne der Berliner Boulevardzeitung "B.Z." (Freitagsausgabe).

"Im Schafspelz einer Religionsgemeinschaft werden Menschen bedrängt und Geschäfte gemacht", so der Bischof. Zudem würden unter Tarnnamen Nachhilfeunterricht für Schüler und Beratungsmöglichkeiten für Drogenkranke angeboten. "Auch im Schafspelz bleibt der Wolf ein Wolf." Die neue Berliner Zentrale der in den Medien auch als Psycho-Sekte bezeichneten Organisation liegt in unmittelbarer Nähe zweier Schulen.

Huber betonte, die weltweit operierende Organisation gebe sich jetzt "weltstädtisch-offen". Weil sie auf Kultur und Politik Einfluss nehmen wolle, trete sie verstärkt in den Hauptstädten Europas auf. Dabei würden sich die Scientologen nur den Anschein wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit geben. Neben ihrer Geschäftstüchtigkeit sei auch ihre Aggressivität vielfach belegt, so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen begrüßte die zahlreichen Proteste im Vorfeld der Eröffnung der Scientology-Zentrale. Mit diesem Vorhaben versuche sich die Organisation als erfolgreich zu präsentieren. Dies erwecke aber einen falschen Eindruck. In den letzten Jahren seien ihre zahlreichen werbewirksamen Aktivitäten weitgehend erfolglos gewesen, erklärte der Leiter der Zentralstelle, Reinhard Hempelmann, in Berlin.

Bei der Scientology-Organisation "mit ihren schwer durchschaubaren und weit verzweigten Aktivitäten" handelt es sich der Zentralstelle zufolge um ein "Phänomen, in dem sich überzogene Heilsversprechen aus Therapie, Politik, Wirtschaft und Religion in höchst eigenwilliger Weise miteinander vermischen". Die Zentralstelle sprach sich zudem für die Wiederaufnahme der in Berlin nach einem Gerichtsverfahren seit 2003 ruhenden Beobachtung von Scientology durch den Verfassungsschutz aus.

12. Januar 2007

Die Kolumne von Bischof Wolfgang Huber "Scientology" in der BZ im Wortlaut

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