Kölner Kirchentag: Eine "Zeitansage" für Kirche und Gesellschaft

Ökumene und globale Verantwortung werden Kölner Kirchentag im Juni prägen

Von Gabriele Fritz (epd)

Köln (epd). Eine "Zeitansage" für Kirche und Gesellschaft in Deutschland soll er werden, der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 6. bis 10. Juni 2007 in Köln. Die Domstadt am Rhein biete für das protestantische Laientreffen mit schätzungsweise 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern beste Voraussetzungen, ist sich Kirchentagspräsident Reinhard Höppner sicher. Er verweist auf Köln als Medienstandort, als "Hauptstadt" der in Deutschland lebenden Muslime und als Zentrum des rheinischen Katholizismus.

Eine offenes und ökumenisch geprägtes Treffen soll es werden, betont der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt zusammen mit Generalsekretärin Ellen Ueberschär. Zu der mittlerweile 31. bundesweiten Großveranstaltung dieser Art seien alle Menschen eingeladen. "Jede und jeder ist uns willkommen", erklären beide. Nach Taufschein und Gebetbuch werde nicht gefragt. "Wir wollen Weltoffenheit mit rheinischer Gastfreundlichkeit und Spiritualität mit Weltverantwortung verbinden", formuliert es der rheinische Präses Nikolaus Schneider.

Schneider, oberster Theologe von knapp drei Millionen Protestanten, kündigt für das Treffen im Schatten des Domes "deutliche ökumenische Akzente" an. Neben zahlreichen Angeboten in katholischen Kirchen der Stadt seien ein ökumenischer Gottesdienst im Dom mit Kardinal Joachim Meisner und ein ökumenischer Brückenweg geplant. "Ich hoffe, es wird auch zu einer Bibelarbeit mit Meisner kommen", wünscht sich Schneider. Über eine mögliche Teilnahme des Kölner Erzbischofs am Abschlussgottesdienst gebe es noch Gespräche. Zum Abendmahl nach protestantischem Verständnis seien auch Katholiken eingeladen.

Die Ökumene dürfte nach dem Streit der beiden großen christlichen Kirchen um ein gemeinsames Abendmahl und der durch Kardinal Meisner angestoßenen Diskussion um gemeinsames Beten von Christen, Muslimen und Juden ein wichtiges Thema auf dem Kölner Kirchentag sein. Auch tagespolitische Ereignisse und globale Fragen zu Krieg und Menschenrechten könnten die Debatten in den Messehallen prägen.

Denn in zeitlicher Überschneidung zum Kirchentag findet vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommern der Gipfel der acht mächtigsten Industriestaaten (G-8) statt. Bundesweit sollen zum Gipfelstart am 6. Juni 30.000 Kirchenglocken für Gerechtigkeit läuten. Sie erinnern an die 30.000 Kinder, die weltweit täglich an den Folgen von Hunger und Krankheit sterben.

Während des Kirchentages ist auch eine eine zentrale Open-Air-Veranstaltung als "Brücke" von Köln nach Heiligendamm geplant. "Der Kirchentag soll zum Forum werden, von dem für den G-8-Gipfel wichtige Anstöße ausgehen", kündigt Silke Lechner, Kirchentags-Studienleiterin in Fulda an. Verschiedene Projekte in Köln nähmen Bezug auf den G-8-Gipfel.

Die schwere politische Kost soll in Köln nicht nur Erwachsene ansprechen. Für Jugendliche findet erstmals ein internationales Jugendcamp am Rhein statt. Bereits vom 1. Juni an können etwa 1.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren aus der ganzen Welt im Kölner Jugendpark zelten. Im Zentrum Jugend am nahe gelegenen Tanzbrunnen wird Teenagern während des Kirchentages ein eigenes Programm geboten. In der Innenstadt bietet das "Kiz", "Kinder im Zentrum", Veranstaltungen für die jüngsten Besucher.

Einen Vorgeschmack auf den Kirchentag gibt es am 21. Januar, wenn in vielen rheinischen Gemeinden ein Kirchentagssonntag gefeiert wird. In den Gottesdiensten steht die Kölner Kirchentagslosung "lebendig und kräftig und schärfer" aus dem Hebräerbrief im Mittelpunkt. "Echtes" Kirchentagsflair dürfte aber erst mit dem Abend der Begegnung am 6. Juni aufkommen, wenn 400.000 Besucher in der Kölner Innenstadt erwartet werden.

Zu dem fünftägigen Großereignis, dessen Kosten die Veranstalter auf insgesamt etwa 13 Millionen Euro beziffern, steuert die rheinische Landeskirche 6,1 Millionen Euro bereit. Davon fließen 520.000 Euro in rheinische Projekte. Weitere Mittel und Sachleistungen kommen vom Bundesinnenministerium, vom Land NRW und der Stadt Köln sowie von Sponsoren. Nach der Enttäuschung über ausgeblieben Umsätze beim katholischen Weltjugendtag 2005 freuen sich auch Kölner Geschäftsleute und Gastronomen auf die Kirchentagsbesucher. Bei dieser Klientel sei mehr Finanzkraft im Spiel als bei Jugendgruppen aus dem Ausland, heißt es.

04. Januar 2007

Deutscher Evangelischer Kirchentag

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