Kirchen rufen zu mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit auf

Predigten zum Jahreswechsel - Für Solidarität mit sozial Schwachen

Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben zum Jahreswechsel zu mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit in Deutschland aufgerufen. Evangelische und katholische Bischöfe mahnten in Silvesterpredigten sowie Neujahrsbotschaften zugleich zur Solidarität mit den sozial Schwachen in der Gesellschaft.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sprach sich dafür aus, das Jahr 2007 zu einem "Jahr der Familie" zu machen. Keine andere Frage werde die Zukunft der Gesellschaft so bestimmen wie diese, sagte er in seiner Neujahrspredigt im Berliner Dom. Zur Familie gehöre die Fürsorge für älter werdende Angehörige ebenso wie eine neue Wertschätzung für das Zusammenleben mit Kindern, fügte der Berliner Bischof hinzu. Huber sprach sich für einen Mentalitätswandel aus. Nicht mehr die Reise in andere Kontinente sollte als Statussymbol gelten, sondern der Kindersitz im Auto.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner beklagte mangelnde Aufmerksamkeit für die Familien. Der Familie, die aus Mutter, Vater und Kindern besteht, werde kaum die notwendige Beachtung in der Öffentlichkeit gegeben, sagte Meisner in seiner Silvesterpredigt im Kölner Dom. Die Familie garantiere einem Volk und der Kirche Zukunft und Zuversicht, betonte Meisner. Es dürfe nicht eintreten, was Papst Benedikt XVI. vor kurzem gesagt habe. "Ein Volk ohne Kinder verabschiedet sich aus der Geschichte", zitierte der Kardinal den Papst.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann rief zur Solidarität mit den sozial Schwachen in der Gesellschaft auf. "Die Rede von einer Zweidrittelgesellschaft ist nicht nur ein Gespenst", sagte er in seiner Silvesterpredigt im Mainzer Dom. Arm und Reich in der Bundesrepublik klafften oft weit auseinander. "Wir dürfen uns nicht mit der hohen Arbeitslosigkeit und vor allem der Langzeitarbeitslosigkeit abfinden", betonte Lehmann. Gerade wenn es wirtschaftlich besser gehe, müssten hier vermehrte Anstrengungen unternommen werden.

Die Bischöfe der nordelbischen evangelischen Kirche forderten die Menschen auf, mehr Gottvertrauen zu zeigen. Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen erinnerte an die biblische Jahreslosung für 2007: "Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?" Dies lenke den Blick nach vorn, sagte Jepsen. Mehr Nächstenliebe müsse auch die Fremden und Flüchtlinge einschließen.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, erinnerte an Gottes Auftrag, Neues zu wagen und alte Strukturen zu durchbrechen. "Das wünsche ich mir und unserem Land im Interesse der Arbeitslosen und der Familien. Das wünsche ich für den Beitrag Deutschlands zum Frieden in der Welt", erklärte der Präses in seiner in Düsseldorf veröffentlichten Neujahrsbotschaft.

Der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler ermunterte zu Mut für Veränderungen im neuen Jahr. Bei guten Vorsätzen komme es jedoch auf das richtige Maß an, um sich nicht selbst zu überfordern und so das Scheitern zu programmieren, erklärte der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende in Eisenach. Andererseits könnten "viele kleine Leute mit ihren guten Vorsätzen tatsächlich die Welt verändern".

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, sprach sich in seiner Silvesterpredigt ausdrücklich für einen Dialog der Kulturen und Religionen aus. Zwar gebe es "tiefgreifende Unterschiede" zwischen Christentum und Islam. Doch sei ein "weltweites friedliches Miteinander" auch die Voraussetzung dafür, die Not der Armen zu beheben, sagte Wetter im Münchner Liebfrauendom.

Der Münchner evangelische Bischof Johannes Friedrich mahnte mit Blick auf den "zivilisatorischen Konflikt" zwischen der westlichen und der muslimischen Welt "entschiedene Schritte zu Formen gegenseitigen Respekts" an. So dürften Christen in Deutschland nicht in jedem Bau einer Moschee "eine Bedrohung des christlichen Abendlandes wittern". Doch die Forderung nach Religionsfreiheit müsse auch in die andere Richtung gelten. Er erwarte von denen, die in Deutschland Religionsfreiheit für sich verlangten, diese auch in ihren Heimatländern zu gewähren.

Auch der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, rief zu einem friedlichen Miteinander von Kulturen und Religionen auf. Vertrauen in die Zukunft bedeute zugleich, Toleranz, Achtung und Sensibilität zu entwickeln, erklärte Buß in Bielefeld. Das gelte in Familie und Nachbarschaft sowie im Miteinander von Völkern, Kulturen und Religionen.

01. Janaur 2007

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