Rat der EKD dringt auf Aufnahme von Gottesbezug in EU-Verfassung

Hannover (epd). Kurz vor Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf die Aufnahme eines Gottesbezuges in den europäischen Verfassungsvertrag gedrängt. Europäische Politik müsse am Maßstab der Menschenwürde und eines ihr entsprechenden Menschenbildes ausgerichtet werden, erklärte der Rat der EKD am Freitag in Hannover. Für den christlichen Glauben stehe die Menschenwürde im Mittelpunkt. Sie leite sich nicht aus Leistungen ab, sondern sei jedem Menschen von Gott zuerkannt.

Die Menschenwürde gelte universell und beziehe sich auch auf die, "die sich nicht artikulieren können: Ungeborene, Behinderte, Sterbende", heißt es in der Erklärung. Aus dem Respekt für die gleiche Würde jedes einzelnen ergebe sich auch die Verpflichtung, eine stabile Sozialordnung zu entwickeln. Auch Bildung dürfe nicht allein auf den Erwerb von beruflichen Kompetenzen reduziert werden, sondern müsse umfassend und über die Einsetzbarkeit von Menschen hinaus organisiert werden.

Der Rat der EKD fordert in der Erklärung zudem eine "faire, effektive und transparente Zuwanderungspolitik" sowie den Einsatz für die Menschenrechte auch in den Nachbarstaaten der EU. Wichtige Zukunftsfragen der Europapolitik seien zudem die globale Armutsbekämpfung und eine verantwortliche Energiepolitik, verbunden mit einem aktiven Klimaschutz.

Für den weiteren Weg der Europäischen Union sei es entscheidend, dass die ab Januar 27 Mitgliedsstaaten sich als Wertegemeinschaft verstehen. Diese müssten eine verlässliche europäische Politik nach innen wie nach außen gemeinsam verantworten. Schon heute beruhe Europa auf den gemeinsamen Grundwerten von Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechten. Fundament dieser europäischen Grundwerte ist die Garantie der Menschenwürde. "Die christlich-jüdische Tradition hat die Entwicklung der Grundwerte der Europäischen Union wesentlich geprägt", heißt es im EKD-Text.

Der Rat und die Synode sind die wichtigsten Gremien der EKD. Der Rat mit 15 Mitgliedern leitet die EKD in fast allen Angelegenheiten.


29. Dezember 2006

 

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