Medizinethiker Nagel gegen Liberalisierung der Sterbehilfe

Hannover (epd). Der Bayreuther Medizinprofessor Eckhard Nagel hat sich gegen eine Liberalisierung der aktiven Sterbehilfe ausgesprochen. Es sei gut, dass aktive Sterbehilfe sowohl in Deutschland als auch in Italien verboten sei, sagte Nagel im NDR Info-Radio am Freitag. Hintergrund ist der Tod eines 60-jährigen Italieners. Ein Arzt hatte den vollständig gelähmten Mann auf dessen Wunsch am Donnerstag narkotisiert und dann die künstliche Beatmung eingestellt. Ihm drohen jetzt bis zu 15 Jahre Haft.

Wenn der konkrete Fall als aktive Sterbehilfe gewertet werde, könne er individuell und menschlich gesehen Sympathie für den Arzt haben, sagte Nagel, der auch dem Nationalen Ethikrat angehört. Er fügte hinzu: "Aber, man möge sich vorstellen, wir hätten ein Gesetz, in dem es prinzipiell erlaubt ist, aktive Sterbehilfe zu leisten." Dann könnten Missbrauchsaspekte nicht ausgeschlossen werden. Dies gelte besonders für den Schutz des Einzelnen.

Es gebe in Deutschland Fälle, bei denen sich im Nachhinein die Frage stelle, ob das Sterben wirklich freiwillig passiert sei und ob dies auch vorher ausreichend geprüft worden sei. Ein Großteil der Bevölkerung wünsche sich, vom Sterben gar nichts zu merken, sagte Nagel. Dies sei jedoch ein Ausblenden einer wichtigen Lebensphase.

22. Dezember 2006

 

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