EKD-Ratsvorsitzender: Christliche Mitgift wichtig für Europa

Brüssel (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat den prägenden Einfluss des Christentums für die politische Kultur der EU unterstrichen. "Die christliche Mitgift Europas ist deshalb ein wichtiges Unterpfand für Gegenwart und Zukunft", sagte der Berliner Bischof am Mittwoch in Brüssel bei einem Treffen von Repräsentanten anglikanischer, protestantischer und orthodoxer Kirchen.

Diese christlich-jüdische Tradition müsse auch in der angestrebten EU-Verfassung klar angesprochen werden, fügte Huber hinzu. In seiner Rede formulierte er auch konkrete Erwartungen an die deutsche EU-Ratspräsidentschaft beim Umgang mit Flüchtlingen, Klimawandel und Armutsbekämpfung.

Die jüdisch-christliche Tradition habe entscheidenden Einfluss auf Menschenrechte, Demokratie, die gesellschaftliche Orientierung an Gerechtigkeit und Solidarität sowie auf die Idee des versöhnten Europas gehabt, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Mit der Rückkehr der Religion rebelliere die Seele des Menschen gegen ihre Verkürzung auf Konsum und Kommerz. Europa müsse sich als Wertegemeinschaft verstehen. Daran müsse angesichts des Wechsels in der EU-Ratspräsidentschaft von Finnland auf Deutschland zum 1. Januar 2007 erneut erinnert werden.

Eindringlich befürwortete der EKD-Ratsvorsitzende mehr Anstrengungen in Europa, um Armut zu bekämpfen und Reichtum in die Pflicht zu nehmen. "Einzelne oder ganze Gruppen vom gemeinsamen Leben auszuschließen und ihnen die Teilhabe zu verweigern, ist Sünde vor Gott", sagte Huber. Er fügte hinzu, Gott traue es den Menschen zu, für ein gerechtes Europa zu sorgen und seinen Reichtum zum Wohle aller einzusetzen.

Beim weiteren Zusammenwachsen dürfe Europa nicht zur Festung werden, mahnte Huber. Die Verwirklichung der Menschenrechte und der Kampf gegen Menschenhandel müssten in der EU-Nachbarschaftspolitik forciert werden. Auch bei der Abwehr illegaler Einwanderung seien internationale Menschenrechte einzuhalten: "Statt Mittel der Abschreckung einzusetzen und beispielsweise Grenzkontrollen zu verstärken, müssen im Blick auf irreguläre Zuwanderung nachhaltige und langfristige Lösungen gefunden werden", sagte der Bischof.

Durch entwicklungspolitische Initiativen sollten Fluchtursachen in den betroffenen Ländern überwunden werden. Dies sei notwendig, um legale und transparente Zuwanderungswege in die EU zu schaffen. Angesichts des dramatischen Klimawandels forderte Huber Vorrang für Umwelt schonende Energiekonzepte und wandte sich gegen "falsche Kompromisse", die auf die stärkere Nutzung fossiler oder atomarer Energie abzielten.

13. Dezember 2006

EKD-Pressemitteilung "Europäische Zukunft in versöhnter Verschiedenheit"

Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden "Future of the European Project" - Zur Zukunft der Europäischen Union im Wortlaut