Südafrikanischer Theologe Kistner gestorben

Frankfurt a.M./Johannesburg (epd). Wolfram Kistner, südafrikanischer Theologe und Apartheidkritiker, ist am Montag im Alter von 83 Jahren gestorben. Dies teilte der Südafrikanische Kirchenrat am Dienstag in Johannesburg mit. Der deutschstämmige evangelische Pfarrer war einer der schärfsten kirchlichen Kritiker des früheren Systems der Rassentrennung.

Von 1976 bis 1988 leitete er die Abteilung "Gerechtigkeit und Versöhnung" des Südafrikanischen Kirchenrates. In diesem Amt entwickelte er vielfältige Formen des Widerstandes gegen das Apartheidsystem und trat für den Schutz von dessen Opfern ein. 1986 wurde er während des Ausnahmezustandes verhaftet und anschließend ein halbes Jahr lang unter Hausarrest gestellt. In Anerkennung für seinen Einsatz gegen die Apartheid war Kistner in diesem Frühjahr mit dem südafrikanischen Baobab-Orden geehrt worden.

Kistner wurde am 19. Februar 1923 in Hermannsburg in der südafrikanischen Provinz Natal geboren. Er studierte in Pretoria, den Niederlanden und Deutschland Geschichte und Theologie. Nach seiner Rückkehr nach Südafrika leitete er die Hermannsburger Missionsschule. Ab 1969 war er für drei Jahre Pfarrer in Neuenkirchen bei Hamburg. Anschließend wirkte er als Dozent am theologischen Seminar der Universität Natal in Pietermaritzburg.

Kistner lebte in Johannesburg. Bis zuletzt war er ein begehrter Gesprächspartner für die Kirchen in Deutschland. So bereitete er zum Beispiel junge Pfarrer auf den Dienst in Südafrika vor und gab ihnen Einblicke in die Apartheidzeit.

05. Dezember 2006

Pressemitteilung "EKD würdigt Wolfram Kistener"


Bischöfe würdigen verstorbenen südafrikanischen Theologen Kistner

Käßmann: Vorbild im Kampf gegen Apartheid - (Zusammenfassung)

Hannover/Johannesburg (epd). Evangelische Bischöfe haben den südafrikanischen Pfarrer Wolfram Kistner, der am Montag im Alter von 83 Jahren im Johannesburg gestorben ist, gewürdigt. Kistner habe sich in "überragender und mutiger Weise für die Überwindung von Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit" eingesetzt, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, am Dienstag in Hannover. Die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann nannte den Verstorbenen ein Vorbild im Kampf gegen die Rassentrennung.

Der deutschstämmige evangelische Pfarrer Kistner war einer der schärfsten kirchlichen Kritiker des früheren Systems der Rassentrennung. Von 1976 bis 1988 leitete er die Abteilung "Gerechtigkeit und Versöhnung" des Südafrikanischen Kirchenrates. In diesem Amt entwickelte er vielfältige Formen des Widerstandes gegen das Apartheidsystem und trat für den Schutz von dessen Opfern ein.

1986 wurde er während des Ausnahmezustandes verhaftet und anschließend ein halbes Jahr lang unter Hausarrest gestellt. In Anerkennung für seinen Einsatz gegen die Apartheid war Kistner in diesem Frühjahr mit dem südafrikanischen Baobab-Orden geehrt worden. In Deutschland erhielt er 1988 das Bundesverdienstkreuz.

In seinem Beileidsschreiben an die Witwe hob Bischof Huber hervor, Kistner sei für Südafrika "zu einem unverzichtbaren Berater und Impulsgeber in Fragen der Überwindung der Apartheid und der Wiedergutmachung geworden". Mit seinem Wechsel von der weißen lutherischen Kirche Südafrikas in die Abteilung für Gerechtigkeit und Versöhnung im Südafrikanischen Kirchenrat habe der Theologe zum Ausdruck gebracht, dass er den Einsatz gegen Rassendiskriminierung als seine vorrangige theologische Aufgabe begriffen habe, schreibt der Ratsvorsitzende: "Seinem mutigen Zeugnis für das Evangelium, seinem gelebten Glauben, dass Gott in den Schwachen mächtig ist, verdanken auch Christen in Deutschland sehr viel."

Käßmann sagte: "Er hat aus seinem christlichen Glauben heraus den Mut gefunden, Widerstand gegen das System der Apartheid zu leisten." Die hannoversche Landeskirche, deren Pastor er war, wird mit einem Gedenkgottesdienst am 18. Dezember an ihn erinnern. Die Beisetzung Kistners erfolgt an diesem Freitag in Johannesburg.

Kistner wurde am 19. Februar 1923 in Hermannsburg in der südafrikanischen Provinz Natal geboren. Er studierte in Pretoria, den Niederlanden und Deutschland Geschichte und Theologie. Nach seiner Rückkehr nach Südafrika leitete er die Hermannsburger Missionsschule. Anschließend wirkte er als Dozent am theologischen Seminar der Universität Natal in Pietermaritzburg. Bis zuletzt war er ein begehrter Gesprächspartner für die Kirchen in Deutschland.

05. Dezember 2006

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