Embryonenschutz aufgeweicht? EKD-Ratsvorsitzender weist Vorwurf zurück

idea-Logo B e r l i n (idea) – Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), hat den von Politikern und Kirchenvertretern erhobenen Vorwurf, er weiche den Embryonenschutz auf, zurückgewiesen. Huber hatte am 10. November zu einer Erklärung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Stellung genommen, in der für die Stammzellforschung eine Aufhebung der Stichtagsregelung gefordert worden war. Die Forschung an embryonalen Stammzellen ist ethisch umstritten, weil dafür menschliche Embryonen getötet werden. Um einerseits diese Forschung dennoch zu ermöglichen, andererseits aber keinen Anreiz zu schaffen, zusätzliche Embryonen zu töten, hatte der Bundestag 2002 beschlossen, die Forschung nur an Stammzellen zu erlauben, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Die DFG beklagt, dass diese Stammzell-Linien inzwischen durch Viren und tierische Produkte verunreinigt und deshalb für die Forschung kaum noch zu gebrauchen seien, und fordert eine Aufhebung der Stichtagsregelung. Dieser Vorschlag „trifft auf meinen entschiedenen Widerspruch“, so Huber.

Ethische Bedenken nicht ausgeräumt

Nach Hubers Ansicht ist es lediglich nach „Geist und Logik“ des Bundestagsbeschlusses von 2002 möglich, einen neuen Stichtag – der ebenfalls in der Vergangenheit liegen muss – festzusetzen, um die Probleme mit den verunreinigten Stammzellen zu umgehen. Dazu müsse allerdings plausibel gemacht werden, dass die bislang freigegebenen Stammzell-Linien tatsächlich nicht mehr für Forschungszwecke geeignet seien. Huber: „Aus evangelischer Sicht würden bei einer Verschiebung des Stichtages zwar die grundlegenden ethischen Bedenken gegen den Verbrauch menschlicher Embryonen bei der Gewinnung von humanen embryonalen Stammzellen nicht ausgeräumt. Aber ein solcher Weg ließe sich respektieren als ein ernsthafter Versuch, einen Ausgleich zu finden und ethische Konflikte zu befrieden.“

Kritik aus Politik und Kirche

Die Überlegung des EKD-Ratsvorsitzenden zu einem neuen Stichtag hatte heftige Kritik ausgelöst. Der Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe (CDU) sagte gegenüber der „Frankfurter Rundschau“, er sei „entsetzt“, dass ausgerechnet ein Bischof als „Stichwortgeber“ in der Debatte fungiere. Bei einer Verschiebung des Stichtages könnten sich „alle, die Embryonen töten“, darauf verlassen, dass das Datum in zwei Jahren wieder verschoben werde. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vertrat die Ansicht, man solle keinen Anreiz für neue „verbrauchende Embryonenforschung“ geben. Der Sprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Theodor Bolzenius (Bonn), sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: „Mich hat die liberalisierende Äußerung von Bischof Huber verwundert.“ Die katholische Zeitung „Die Tagespost“ (Würzburg) nannte den EKD-Ratsvorsitzenden einen „Steigbügelhalter“ für den „Einstieg in den Ausstieg aus dem Embryonenschutz“.

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