Bischof Huber: Religionen müssen Gewalt im Namen Gottes ablehnen

Köln (epd). Der Berliner Bischof Wolfgang Huber hat die Religionen aufgefordert, Gewalt im Namen Gottes abzulehnen. Das ergebe sich notwendig aus der Verbindung von Vernunft und Religion, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe). Es sei allerdings "nicht zu bestreiten, dass gegenwärtig wichtige Teile der islamischen Welt damit außerordentliche Schwierigkeiten haben".

Aber auch das Christentum habe das Verhältnis von Religion und Gewalt erst allmählich geklärt, fügte Huber hinzu. Er betonte, alle Religionen seien aus Vernunftgründen an die Wahrung der Verfassungs- und Rechtsnormen gebunden. Der Glaube schränke den Vernunftgebrauch des Menschen nicht ein, sondern gebe ihm Orientierung.

Der EKD-Ratsvorsitzende begrüßte weiter die neue Wertschätzung des Philosophen Jürgen Habermas für die Religion. Bei den Intellektuellen komme jetzt an, "was wir in den Kirchen erleben und was Meinungsforscher bereits seit fünf oder sieben Jahren beschreiben". Falsch sei aber nach wie vor die These, es habe hier zu Lande zeitweise eine säkulare Gesellschaft gegeben, in der Religion keine Rolle gespielt habe.

Als Beispiel nannte Huber den religiösen Hintergrund politischer Bewegungen. "Die Entstehung der Grünen in Deutschland etwa wäre ohne die starken Einflüsse aus dem Christentum gar nicht vorstellbar gewesen." Habermas war am Dienstag mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden. In seiner Dankesrede hatte Habermas gesagt, religiöse Zeitgenossen sollten nicht als "Exemplare einer aussterbenden Spezies" gesehen werden.

10. November 2006

Das Interview mit dem Kölner-Stadt-Anzeiger im Wortlaut

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