EKD-Ratsvorsitzender mahnt Medien zur Verantwortung

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die Medien an ihre Verantwortung erinnert. Heute sehe sich jeder, der Verantwortung trage, mit der Frage konfrontiert, ob sein Handeln der Bewahrung und Entwicklung "tragfähiger Grundhaltungen und Lebensformen" diene oder zu ihrer Erosion beitrage, sagte Huber am Freitag in Berlin auf der Jahrestagung des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger. Dies gelte auch für die Presse.

Am Beispiel der - namentlich nicht genannten - "Bild"-Zeitung kritisierte Huber, dass ein Presseorgan, das Tag für Tag mittels obszöner Darstellungen versuche, Marktanteile zu erobern, "kein besonders glaubwürdiger Anwalt von Achtung und Würde" sei, wenn es bei anderer Gelegenheit darum gehe, "obszöne Fotografien aus Afghanistan öffentlich zu machen und ihre Urheber bloß zu stellen". Verantwortung setze eine "innere Konsistenz des Handelns" voraus.

Medien, die ihre Verantwortung nicht wahrnähmen, "schwächen ihre eigene Funktion für die individuelle und die öffentliche Kommunikation", warnte der EKD-Ratsvorsitzende in seiner Berliner Rede vor den Zeitschriftenverlegern. Die "spezifisch evangelische Perspektive" auf das Freiheitsproblem gelte nicht der Frage, wie Freiheiten eingeschränkt würden, sondern der Aufgabe, wie die Freiheit gestaltet werde, damit verschiedene Freiheitssphären in der Gesellschaft sich wechselseitig achten könnten.

Eine solche Perspektive schließe aus, "dass Menschen ihre religiös motivierten Überzeugungen mit Drohungen, medialer Hetze oder Einschüchterungsversuchen zum Ausdruck bringen". Andererseits dürfe aber auch nicht "mit Tabus mutwillig" gespielt werden, sagte Huber weiter und kritisierte in diesem Zusammenhang die Mohammed-Karikaturen in Dänemark, die für Entrüstung und Gewalt in der muslimischen Welt gesorgt hatten.

Religionskritik habe in den Künsten und in den Medien "bisweilen ein erschreckend niedriges Niveau erreicht", sagte Huber weiter. Dabei spielte er auch auf die Berliner Operninszenierung "Idomeneo" an, die einen "recht einfältigen religionskritischen Gag als Schlusspointe" setze.

03. November 2006

EKD-Pressemitteilung "Verantwortlich im Sinne der Pressefreiheit"

Der Vortrag des EKD-ratsvorsitzenden "Verantwortlich im Sinne der Pressefreiheit" im Wortlaut