Militärbischof verurteilt mutmaßliche Totenschändungen scharf

Oldenburg (epd). Der evangelische Militärbischof Peter Krug hat die mutmaßlichen Totenschändungen durch deutsche Soldaten in Afghanistan scharf verurteilt. "Ich bin entsetzt und traurig, wie schändlich dort mit dem Respekt vor den Toten und deren Angehörigen umgegangen wird", sagte er am Donnerstag in Oldenburg in einem epd-Gespräch. Die Vorfälle seien nicht hinnehmbar. Die Militärseelsorge werde solche Fälle durch mehr Seelsorge oder lebenskundlichen Unterricht für Soldaten letztlich aber nicht verhindern können.

Krug betonte, dass es sich um Einzelfälle handeln müsse. Die Militärseelsorge stehe in engem Kontakt mit den Verantwortlichen der Bundeswehr. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass die Vorfälle typisch für die Grundhaltung von Soldaten seien. "Das Ansehen der Bundeswehr darf durch diesen ungeheuerlichen Vorgang nicht in Misskredit gebracht werden", sagte Krug. Der oldenburgische Landesbischof ist im Nebenamt Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Die "Bild"-Zeitung hatte mehrere Fotos veröffentlicht, auf denen deutsche Soldaten mit Totenschädeln in zum Teil obszönen Gesten vor einer Kamera posieren. "Da ist eine Schamgrenze, die in jedem Menschen vorhanden ist, überschritten worden", sagte der Bischof. Diese Entgleisung dürfe nicht auf die Militärseelsorge abgewälzt werden. Mehr Unterricht könne menschliche Defizite nicht wettmachen. Die Forderung nach mehr Lebenskunde-Unterricht war unter anderem vom Reservistenverband der Bundeswehr und von katholischen Seelsorgern erhoben worden.

Der Militärbischof zeigte sich befremdet darüber, dass die Fotos erst zum jetzigen Zeitpunkt bekannt geworden seien: "Wenn die Aufnahmen wirklich schon drei Jahre alt sind, hätte der Lieferant die Pflicht gehabt, sie schon früher an verantwortliche Stellen zu leiten, damit sich so etwas nicht wiederholt." Krug zufolge sind derzeit 107 evangelische Militärseelsorger bei der Bundeswehr tätig. Etwa 30 von ihnen befinden sich pro Jahr auf einem der viermonatigen Auslandseinsätze. Zudem seien insgesamt etwa 100 katholische Seelsorger bei der Bundeswehr im Einsatz.

27. Oktober 2006

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