Mehr Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen

Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will auf ihrer Synode Anfang November in Würzburg die Wohlhabenden in Deutschland auffordern, mehr Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen. Der stellvertretende Präses der Synode, Superintendent Klaus Eberl, sagte am Mittwochabend in Berlin, die Steuersenkungspolitik der vergangenen Jahre habe dazu nicht beigetragen.

Deutschland sei ein reiches Land und ein Gewinner der Globalisierung. Dies verpflichte die Gesellschaft zur Armutsbekämpfung. Parallel zu den Vermögen des oberen Zehntels steige die Armut, und dieser Trend verstärke sich gegenwärtig noch. Die evangelische Kirche erinnere demgegenüber an die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Gleichzeitig müsse der Staat handlungsfähig bleiben, damit er öffentliche Güter für alle bereitstellen könne, erläuterte Eberl.

Die EKD-Synode findet vom 5. bis zum 9. November in Würzburg statt und steht unter der Überschrift: "Gerechtigkeit erhöht ein Volk - Armut und Reichtum". Die 120 Mitglieder des Kirchenparlaments wollen sich intensiv mit Gerechtigkeitsfragen beschäftigen und eine Erklärung verabschieden.

Bereits im Juli hatte der Rat der EKD eine Armuts-Denkschrift unter dem Titel "Gerechte Teilhabe - Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität" veröffentlicht. Es gebe kein Patentrezept gegen die hohe Arbeitslosigkeit, dem Hauptgrund für Armut, sagte der Forschungsdirektor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Gert G. Wagner, der zugleich Vorsitzender der EKD-Kammer für soziale Ordnung ist, welche die Denkschrift erarbeitet hat.

In ihrer Schrift gebe die EKD aber einige Empfehlungen. Sie spreche sich dafür aus, die sozialen Sicherungssysteme zu einem höheren Anteil als heute aus Steuern zu finanzieren, so Wagner. Zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit plädiere sie für einen öffentlich finanzierten dritten Arbeitsmarkt, um nicht vermittelbaren Arbeitslosen eine Chance zu geben. Im Kern aber komme die EKD-Schrift zu dem Schluss, dass die Misere von Arbeitslosigkeit und Ausschluss aus der Gesellschaft langfristig nur mit erheblichen Anstrengungen in der Bildungspolitik zu bewältigen sei, sagte Wagner.

19. Oktober 2006

Weitere Informationen zur 5. Tagung der 10. Synode der EKD

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