Wahrheit des Glaubens vermittelt sich vor allem über persönliche Glaubenszeugen

Hamburg/Ahrensburg (epd). Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich, hat eine abnehmende Bedeutung des christlichen Glaubens für alltägliche Entscheidungen und gesellschaftliche Perspektiven beklagt. Die Vertrautheit mit der Sprache des Glaubens und mit den prägenden biblischen Bildern schwinde, sagte Friedrich am Montag in seinem Jahresbericht vor der Generalsynode in Ahrensburg bei Hamburg.

Dieser "geistlichen Dürre" könne man nicht allein durch die Optimierung von Strukturen begegnen, so Friedrich weiter. Nötig seien vielmehr "volksmissionarische Aktivitäten", zu denen auch das Impulspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ermutige. "Wir brauchen Menschen, die bezeugen, dass ihnen das Wort Gottes etwas bedeutet", sagte der Friedrich, der auch bayerischer Landesbischof ist.

Die evangelische Kirche stehe insgesamt vor der Notwendigkeit, die Gestaltungsformen des Christseins zu überdenken und Korrekturen vorzunehmen. Friedrich wandte sich gegen einen "hierarchischen oder bürokratischen Zentralismus", der die Bedeutung der Gemeinden schmälere. Die Wahrheit des Glaubens vermittele sich vor allem über persönliche Glaubenszeugen. Kirchliche Reformmodelle müssten sich daran messen lassen, ob sie möglichst breite Kontakte mit den Menschen förderten oder behinderten.

Die VELKD-Synode, die noch bis zum 18. Oktober in Ahrensburg tagt, steht unter dem Motto "Versammelt in Christi Namen - Gemeinde neu denken". Die 1948 gegründete VELKD ist ein Zusammenschluss von acht lutherischen Landeskirchen innerhalb EKD. Sie repräsentiert 10,4 Millionen von rund 25,6 Millionen Protestanten.

16. Oktober 2006

Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD "Zeugen der Wahrheit Gottes" als pdf-Datei