Evangelischer Bund: Papstbesuch enttäuschte ökumenische Hoffnungen

Wiesbaden (epd). Der Papstbesuch in Bayern hat nach Einschätzung des Evangelischen Bundes die ökumenischen Erwartungen enttäuscht. Gerade als deutscher Papst habe Benedikt XVI. die Hoffnung auf konkrete Fortschritte im Land der Reformation nicht erfüllt, erklärte Direktor Michael Plathow zum Auftakt der Generalversammlung des Evangelischen Bundes am Donnerstag in Wiesbaden. Bei den Punkten gemeinsames Abendmahl für evangelisch-katholisch gemischte Ehen und wiederverheiratete Ehepartner habe es keine konkreten Vorschläge von katholischer Seite gegeben.

In seinem Lagebericht erklärte der Ökumene-Experte, der Papstbesuch habe erneut verdeutlicht, in welchem Maße der Papstprimat das "Alleinstellungsmerkmal" der hierarchisch organisierten katholischen Kirche sei. In Gottesdiensten sei dies anhand der gestuften Platzierung des Klerus, sowie der Trennung von Laien und Amtsinhabern sichtbar geworden. Die Verbindung von Kirchen- und Staatsoberhaupt sei Ausdruck einer Vermischung von geistlichem und weltlichem Regiment. Diese "monarchische Struktur" sei befremdlich für evangelische Christen, folgerte Plathow.

Der Direktor des Evangelischen Bundes verwies auf den Begriff "Ökumene der Profile", den der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, geprägt hat. Diesem Konzept liege zu Grunde, dass das Gemeinsame zwischen den Kirchen größer als das Trennende sei. Zugleich werde damit die eigene Ausprägung der Konfessionen hervorgehoben.

Der "Ökumenische Lagebericht" wird traditionell bei der Generalversammlung des Evangelischen Bundes vorgestellt. Das Thema der Versammlung, die bis Sonntag in Wiesbaden stattfindet, lautet "Menschen Bauten Konfessionen" und befasst sich mit dem Verhältnis von Kirche und Architektur.

05. Oktober 2006

Evangelischer Bund

Weitere epd-Meldungen