EKD-Kulturbeauftragte Bahr nimmt Intendantin Harms in Schutz

Berlin (epd). Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, hat im Streit um die Absetzung der Mozart-Oper die Intendantin Kirsten Harms vor Kritik in Schutz genommen. Es greife zu kurz, wenn die Debatte sich auf die Frage konzentriere, wie die Leiterin der Deutschen Oper zu Berlin auf die Warnung der Sicherheitsbehörden auch anders hätte reagieren können, heißt es in einem Beitrag Bahrs für die "Netzeitung" vom Freitag.

Die Oper "Idomeneo" war aus Angst vor islamistischen Anschlägen abgesetzt worden. In der Diskussion werde auch der lange Schatten des Streits um die dänischen Mohammed-Karikaturen deutlich, erklärte Bahr. In der Schlussszene der Oper zeigt Idomeneo, der König von Kreta, triumphierend die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed.

Die "bisweilen hämische Konzentration der Kritik auf Intendantin Harms" verhindere den nachdenklichen Umgang mit dem, was sich in der Absetzung der Oper zeige, fügte Bahr hinzu: "Was hätte anders laufen können?" Es sei nicht so, dass Übervorsichtigen eine "Horde unbeugsamer Freiheitsverteidiger" gegenüber stehe. Bahr: "Alle müssten in ähnlichen Situationen erst noch unter Beweis stellen, dass ihnen unter großem Druck ein geschickteres Manöver einfiele."

Die Vorgänge um die Operninszenierung in Berlin seien kein unvorhersehbares Ereignis. Es sei vielmehr ein Vorfall, der sich so oder ähnlich auch an jedem anderen Ort hätte ereignen können, etwa in einem Kino, in einem Museum oder in einer Kirche. "Deshalb sollten wir den Anlass als Aufforderung zum Nachdenken begreifen", erklärte die studierte Theologin und Literaturwissenschaftlerin.

Bahr warnte in diesem Zusammenhang vor einer "Eskalationsrhetorik". Diese erzeuge eher noch mehr Verunsicherung. Zu schnell werde die Religionsfreiheit gegen die Kunstfreiheit ausgespielt. Beide hätten jedoch gemeinsame Wurzeln. "Religionsfreiheit und Kunstfreiheit sind Wahlverwandte und keine Gegner, auch wenn es bisweilen zu Rivalität kommen kann."

Harms hatte die für November geplante Wiederaufnahme abgesetzt, da der Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sie persönlich Mitte August vor einem "Sicherheitsrisiko unkalkulierbaren Ausmaßes" gewarnt hatte. In einer Gefährdungsanalyse des Landeskriminalamtes waren Bedenken wegen des Epilogs geäußert worden.

29. September 2006

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