Evangelische Kirche will Spendenwerbung ausbauen

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihre Spendenwerbung ausbauen und professioneller gestalten. Bis zum Jahr 2010 könne jede evangelische Landeskirche eine Fachstelle für Fundraising haben, sagte der EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte bei der Fachtagung "kollekta" am Donnerstag in Hannover. Vor Ort werde dann überall Fachwissen über das Spendensammeln vorhanden sein. "Auf die Regionen bezogen kann ich mir bis dahin einen Zuwachs an Spenden von 10 bis 15 Prozent vorstellen", sagte Schindehütte.

Zur sechsten bundesweiten Fachtagung "kollekta" trafen sich in Hannover rund 200 professionelle Spendenwerber aus der evangelischen und katholischen Kirche sowie aus Caritas und Diakonie. Ihre Themen reichten vom Fundraising für Friedhöfe über Fundraising per Telefon und E-Mail bis zum "Erbschaftsmarketing". Initiator der Tagung ist die Fundraising Akademie in Frankfurt sowie die Fachgruppe Kirche, Caritas, Diakonie und Mission des Deutschen Fundraisingverbandes.

Schindehütte sagte, bis 2020 werde voraussichtlich jede zweite Kirchengemeinde einen oder mehrere Fördervereine oder Stiftungen gegründet haben. Im Jahr 2030 könnten die Gemeinden die Hälfte ihrer Haushalte über Spenden bestreiten. Deutschland werde dann etwa das Niveau der angelsächsischen Länder erreicht haben.

Der Auslandsbischof warnte jedoch davor, in der professionellen Spendenwerbung ein "Wundermittel" zu sehen. Es komme darauf an, dass das kirchliche Leben anziehend sei: "Entscheidend ist nicht, was draufsteht, entscheidend bleibt, was drin ist." Schindehütte bezog sich auf ein Impulspapier der EKD zu anstehenden Kirchenreformen angesichts sinkender Mitgliederzahlen und zurückgehender Finanzkraft. Darin wird die Spendenwerbung neben der Kirchensteuer und projektbezogenen Mitteln als künftige dritte Säule der Finanzierung bezeichnet.

28. September 2006

Der Vortrag von EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte "Auf Gott vertrauen und das Leben gestalten"


Das aktuelle Stichwort: Fundraising

Frankfurt a.M.(epd). Mit "Fundraising" wird das professionelle Spendensammeln und die Beziehungspflege zu den Spendern von nicht-kommerziellen Organisationen bezeichnet. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern "funds" (Geldmittel) und "to raise" (beschaffen, aufbringen) zusammen. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) setzt auf Grund sinkender Kirchensteuereinnahmen künftig stärker auf Fundraising.

Im vergangenen Jahr nahm die evangelische Kirche 3,6 Milliarden Euro an Kirchensteuern ein. In 25 Jahren werde die Finanzkraft der Kirche nur noch halb so hoch sein, heißt es im EKD-Positionspapier "Kirche der Freiheit". Deshalb sollen die zusätzlich eingeworbenen Mittel im Jahr 2030 zwanzig Prozent der Finanzmittel ausmachen. Nach Schätzungen läge diese 20 Prozent-Marke im Jahr 2030 bei rund 360 Millionen Euro.

Zu den Mitteln der Fundraiser gehören neben persönlichen Briefen und Benefizveranstaltungen Fördervereine und Stiftungen. Bis 2020 könnte nach EKD-Angaben jede zweite Kirchengemeinde einen oder mehrere Fördervereine oder Stiftungen gegründet haben, mit denen zusätzliche Mittel beschafft werden. Im Jahr 2030 könnten die Gemeinden die Hälfte ihrer Haushalte über Spenden bestreiten.

Damit möglichst viel Geld zusammenkommt, sollen die Fundraiser speziell ausgebildet werden. Über 300 kirchliche Mitarbeiter und Pfarrer haben bereits die Fundraising-Akademie in Frankfurt am Main durchlaufen. Die Fundraiser versuchen, die Spender möglichst an die Organisation, also die Kirche, zu binden.

28. September 2006


Kirche verleiht erstmals Preis für Spendenwerbung

Hannover (epd). Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) hat erstmals einen Preis für Spendenwerbung und Öffentlichkeitsarbeit verliehen. "Wir sind froh, dass professionelle Kreativität so beispielhaft und vielfältig in unserer Kirche vorhanden ist", sagte GEP-Direktor Jörg Bollmann bei der Fundraising-Fachtagung "kollekta" am Donnerstag in Hannover. Der Preis ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert. Rund 100 Konzepte waren bei der Jury eingegangen.

Der erste Preis für Fundraising ging an die evangelische Kirchengemeinde Hamburg-Sasel, die Spenden von rund 200.000 Euro für ihr Projekt "VincelinGarten" eingeworben hatte. Dabei wurde ein Kirchen-Parkplatz zu einer Grünanlage umgestaltet. In der Kategorie Öffentlichkeitsarbeit gewannen die Vereinigten Kirchenkreise Dortmund den ersten Preis mit ihrem Adventsprojekt "Glanzlichter". Gemeinsam mit Geschäftsleuten gestaltete die Kirche in einem Schaufenster der Innenstadt einen "lebendigen Adventskalender" mit Prominenten, Musik, Kunst und Lesungen.

Auf die zweiten Plätze kamen die evangelische Mariengemeinde in Frankfurt am Main, die 80.000 Euro für den Umbau ihres alten Pfarrhauses in ein Gemeindehaus sammelte, und die Kirchengemeinde Berkenthin in Schleswig-Holstein, die auf fantasievolle Weise für den Kircheneintritt warb. Dritte Preise erhielten die Wichernkirche in Alt-Hamburg für das Projekt einer Bücherstube und die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart für ihre Veranstaltungsreihe "Mensch Kirche".

28. September 2006

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