EKD-Auslandspfarrer: "Ruhige Lage" nach Putsch in Thailand

Bangkok/Frankfurt a.M. (epd). Der Auslandspfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bangkok, Burkhard Bartel, schätzt die Lage nach dem Militärputsch in Thailand als ruhig ein. "Die Bevölkerung nimmt das alles sehr gefasst auf", sagte Bartel in einem epd-Gespräch am Mittwoch. In der Nacht zuvor hatten Militär und Polizei das Regierungsviertel mit Panzern umstellt und den Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra abgesetzt, der sich bislang bei der UN-Vollversammlung in New York aufhielt.

Bartel teilte mit, kurz nach Ausbruch des Putsches am späten Dienstagabend sei er ins Zentrum der thailändischen Hauptstadt gefahren. Schüsse oder Gewalttätigkeiten habe er dort nicht bemerkt. Viele Fußgänger seien auf den Straßen unterwegs gewesen. "Einige haben sich sogar vor den Panzern fotografieren lassen", gibt Bartel seine Eindrücke wieder.

Zur Beruhigung der Bevölkerung trage auch bei, dass der König offenbar mit den Ereignissen einverstanden sei, sagte Bartel. So hätten die Militärs die gelbe Königsflagge gezeigt. Der alternde und kränkliche Monarch Bhumibol Adulyadej genießt höchste Autorität in dem südostasiatischen Land. Der König feierte erst kürzlich den 60. Jahrestag seiner Krönung, nimmt aber nicht direkt Einfluss auf die Politik.

Nach Ansicht von Bartel will das Militär die Macht möglichst bald in die Hand einer neuen Zivilregierung geben. Die Regierung von Ministerpräsident Thaksin befand sich in den vergangenen Wochen und Monaten in einer Dauerkrise.

Zwar hätten die Thailänder mehr auf die für den 15. Oktober angesetzten Wahlen gehofft, sagte Bartel. Doch "die Menschen denken jetzt an die Zukunft des Landes." Im ländlich geprägten Nordosten Thailands hat der gestürzte Ministerpräsident weiterhin viele Anhänger. Deshalb galt eine Wiederwahl als nicht ausgeschlossen. Dass von dort nun Widerstand zu befürchten wäre, glaubt der Pfarrer nicht.

Bartel betonte, der Konflikt sei nicht religiös motiviert, sondern politisch. Die thailändische Bevölkerung besteht zu 95 Prozent aus Buddhisten, vier Prozent gehören dem Islam an. Die Muslime leben zumeist in den drei Südprovinzen, in denen es Autonomiebestrebungen gibt. Im benachbarten Malaysia ist der Islam Staatsreligion. Bei Terroranschlägen im Süden sind in den vergangenen Monaten mehrere hundert Menschen umgekommen.

20. September 2006

Weitere epd-Meldungen