Hilfe an der Basis - Konferenz über die Rolle der Kirchen in der Entwicklungspolitik

Von Michael Ruffert (epd)

Berlin (epd). Der Mosambikaner besaß eine Pistole, die er gelegentlich für Überfälle nutzte. Doch seine Frau nahm das Motto "Schwerter zu Pflugscharen" ernst. Bei einem Projekt des mosambikanischen Christenrates gab sie die Waffe ab - und erhielt dafür eine Nähmaschine. Als ihr Mann wütend fragte, wovon sie jetzt leben sollten, hielt sie ihm Banknoten entgegen. Das Geld hatte sie für das Nähen eines Hochzeitskleides bekommen.

Dinis Matsolo, Generalsekretär des Christenrates in Mosambik, berichtete über diesen Erfolg der kirchlichen Friedensarbeit auf der dreitägigen Partnerkonferenz des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) in Berlin. Unter dem biblischen Motto "...dass du Recht schaffst den Armen" diskutierten die Gäste aus zehn Partnerkirchen aus Afrika, Asien und Lateinamerika bis Mittwoch über ihre Entwicklungsarbeit.

Matsolo berichtete über die Vielzahl der Aktivitäten in Mosambik: Die Kirchen engagieren sich in dem südostafrikanischen Land in der Bildungsarbeit, unterstützen die Demokratisierung, helfen bei der Bewältigung von Katastrophen und beim Kampf gegen Aids und Malaria. Dabei erreichen sie noch Menschen in kleinen Dörfern, "wo die Regierung nicht mehr hinkommt", sagte Matsolo. Denn in entlegenen Gebieten gebe es zwar keine staatlichen Behörden mehr, aber immer noch Kirchen.

Für den Vorstandsvorsitzenden des EED, Konrad von Bonin, zeichnet es die kirchliche Entwicklungsarbeit aus, dass sie "vor Ort verankert" ist. "Die Kirchen haben einen direkten Zugang zu den Lebensbedingungen der Menschen." Ihre funktionierenden Arbeitsstrukturen und das Verständnis für die Kultur des Landes seien gute Voraussetzungen dafür, dass Projekte und Programme erfolgreich seien, so Bonin.

Dabei wirkt sich die jeweilige politische Situation des Landes auf die kirchliche Arbeit aus. In der Demokratischen Republik Kongo sind die Kirchen nach Jahren des Bürgerkrieges jetzt direkt am Friedens- und Demokratisierungsprozess beteiligt. Bischof Pierre Marini Bodho ist dort Präsident des kongolesischen Senats. Er betonte, wie wichtig die Parlaments- und Präsidentenwahl im Sommer für die Menschen gewesen sei. Die Bevölkerung habe gespürt, dass die Macht erstmals in ihren Händen lag.

Die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen, Präsident Joseph Kabila und sein Herausforderer Jean-Pierre Bemba, müssen sich am 29. Oktober einer Stichwahl stellen. Marini Bodho, der Präsident der Kirche Christi ist, plädierte daher für eine Verlängerung der EU- Militärmission im Kongo. Die Soldaten aus Europa müssten bleiben, bis eine neue Regierung gebildet ist. Der EU-Einsatz, der Anfang Juli begann und an dem rund 800 Bundeswehrsoldaten beteiligt sind, soll nur vier Monate dauern.

Um den Dialog mit der Politik zu ermöglichen, nahmen auch deutsche Bundestagsabgeordnete an der Konferenz teil. Jürgen Klimke von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion berichtete über seine Erfahrungen aus Indien, einem Land, in dem es modernste Kliniken, Hochhäuser und eine hochtechnologisierte Computer-Industrie gibt - aber auch große Armut. Die Politik müsse sich fragen, wie Entwicklungszusammenarbeit mit Indien künftig aussehen könne, so Klimke.

Für die Armen und Ausgegrenzten auf dem Subkontinent setzt sich Sheila Benjamin ein, Direktorin eines Netzwerkes zur Förderung von Basisinitiativen. In 257 Dörfern hat sie zur Bildung von Frauengruppen beigetragen - und diese Frauen erwirtschaften jetzt mehr Einkommen, setzen sich für eine Verbesserung der Wasserversorgung ein und wehren sich gegen häusliche Gewalt.

20. September 2006

Evangelischer Entwicklungsdienst

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