EKD-Ratsvorsitzender Huber würdigt Amtsvorgänger Kock

Feierstunde zum 70. Geburtstag des rheinischen Altpräses

Düsseldorf (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat die Verdienste seines Amtsvorgängers Manfred Kock für die evangelische Kirche und für die Ökumene gewürdigt. Kock habe die ökumenische Weite ebenso gesucht wie den Dialog mit der Politik, sagte Huber am Donnerstag in Düsseldorf auf einem Empfang zu Kocks 70. Geburtstag. Der Theologe habe klare Worte gefunden zum Krieg im Irak, zur Arbeitslosigkeit oder zur Bioethik.

Er habe auch energisch Mut zu Reformen eingefordert und vermittelt, sowohl mit Blick auf den Sozialstaat als auch innerkirchlich. Kock habe stets die Überzeugung vertreten, dass die Religionen die Menschen zusammenzuführen und nicht zu spalten hätten, ohne Unterschiede zu verwischen. Von der Botschaft des Evangeliums aus habe er getröstet und gemahnt, Orientierung gegeben und ermutigt. "Verlässliche Partnerschaft in schwieriger Zeit - das war das besondere Profil unseres Vorsitzenden in diesen Jahren der Jahrtausendwende."

Der Nachfolger Kocks als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, würdigte seinen Amtsvorgänger als leidenschaftlichen Brückenbauer, der die Verheißungen des Evangeliums und die Anliegen der Kirche mit Nachdruck in die Gesellschaft trage. Kock verstehe sich "im Kern als Prediger des Evangeliums", darin sehe er auch den zentralen Auftrag der Kirche. Zudem trete er leidenschaftlich für die Achtung der Menschenwürde ein. Auch in schwierigen Diskussionen habe er als ausgleichender Moderator gewirkt.

Kock war von 1997 bis 2003 als Nachfolger des gestorbenen Peter Beier Präses der rheinischen Landeskirche. Von 1997 bis November 2003 stand er als EKD-Ratsvorsitzender an der Spitze der 25,6 Millionen Protestanten in Deutschland - er setzte sich seinerzeit überraschend gegen Huber durch. Wichtige Themen seiner Amtszeit waren neben der Ökumene und dem Verhältnis von Christen und Juden die Friedens- und die Bioethik sowie die Zuwanderung und der Wandel des Sozialstaates.

14. September 2006

EKD-Pressemitteilung "Mann des Wortes – Mensch der Öffentlichkeit"

Präses i.R. Manfred Kock


Als evangelische Stimme weiter gefragt

Der rheinische Altpräses und ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Kock wurde 70 Jahre alt (Porträt)

Von Ingo Lehnick (epd)

Köln (epd). Auch nach drei Jahren im Ruhestand ist der Terminkalender von Manfred Kock noch proppenvoll: Predigten und Vorträge, Interviews und Tagungen, Foren und Kolloquien stehen auf dem Programm des ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit den Belastungen des kirchlichen Spitzenamtes sei das aber nicht mehr zu vergleichen, sagt der volksnahe und populäre Theologe. Der 70. Geburtstag des früheren Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland wurde am Donnerstag mit einer Festveranstaltung in Düsseldorf gefeiert.

Kock spricht bei Veranstaltungen evangelischer Gemeinden und Kirchenkreise, aber auch auf dem Katholikentag, vor Muslimen, vor Wissenschaftlern oder Managern. Stets kennzeichnet sein Auftreten, was schon in den kirchlichen Führungsämtern seine Stärke war: Er bezieht klar Stellung und wirkt zugleich doch bedächtig und moderierend.

Er sei "nahe bei den Menschen" und rede trotz seiner profunden Theologie einfach und verständlich, sagt sein Nachfolger als rheinischer Präses, Nikolaus Schneider. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hob in einem Glückwunschschreiben Kocks Verdienste als Moderator im ökumenischen Gespräch wie im Dialog zwischen den Kulturen hervor.

Kock wendet sich wie früher gegen Embryonenforschung, Krieg und Ungerechtigkeit, ohne dabei viel Aufhebens um seine Person zu machen. Denn evangelisch zu sein heißt für den gebürtigen Westfalen, "in der Freiheit eines Christenmenschen zu leben" und sich auf dieser Basis in die Gesellschaft einzumischen. Momentan tut er dies vor allem im Hinblick auf die Ökumene und den Nahost-Konflikt.

"Wider die ökumenische Eiszeit" heißt ein Buch, das er gerade zu Ende bringt. "Es ist ein Appell, die innerdeutsche evangelisch-katholische Ökumene nicht für gescheitert zu erklären", erläutert der Theologe und mahnt, beide Kirchen hätten in der säkularer gewordenen Welt mit den gleichen Nöten und Problemen zu tun. Mit Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt beteiligte sich Kock kürzlich an der Gründung einer bundesweiten Nahost-Friedensinitiative. Beim Werben um ein Ende der Gewalt scheut er auch die Kritik an Israel nicht.

Seinen Jugendwunsch, Menschen zu helfen, erfüllt sich Kock bis heute als Seelsorger - damals wollte er noch Arzt werden. Am liebsten spricht der Sohn eines Beamten aus dem münsterländischen Burgsteinfurt mit Menschen über den Glauben und ihre Zweifel. Die Kirche brauche möglichst viel Menschennähe und möglichst wenig Bürokratie, gibt er seiner evangelischen Kirche für ihre geplanten Reformen mit auf den Weg. Entscheidend seien nicht Geld- oder Strukturfragen, sondern dass die Kirche ihren Auftrag erfüllt.

Theologie studierte der am 14. September 1936 geborene Kock in Bethel, Münster und Tübingen. Seine erste Pastorenstelle trat er 1962 in einer Bergarbeitergemeinde in Recklinghausen am Rande des Ruhrgebiets an. Er wechselte 1970 als Jugendpfarrer nach Köln, wo er sechs Jahre später Gemeindepfarrer wurde und 1988 an die Spitze des Stadtkirchenverbands rückte. Kock wurde heimisch in der Domstadt, er schätzt die lebensfrohe Mentalität ihrer Bewohner und deren "großzügigen Gott". Kock sei "als gebürtiger Westfale dennoch angenehm rheinisch", sagt Präses Schneider augenzwinkernd.

In seinen letzten Berufsjahren verlangten ihm die zwei Führungsämter alles ab: Als 1996 der damalige rheinische Präses Peter Beier plötzlich starb, wurde Kock zu seinem Nachfolger bestimmt. Im Jahr darauf machte der vermeintliche Übergangskandidat an der Spitze der zweitgrößten Landeskirche überraschend auch das Rennen bei der Wahl zum EKD-Ratsvorsitzenden, indem er sich gegen den heutigen Amtsinhaber, Bischof Wolfgang Huber, durchsetzte. Im Jahr 2003 trat er zunächst als rheinischer Präses und dann als höchster Repräsentant der deutschen Protestanten aus dem Rampenlicht.

14. September 2006

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