EKD-Ratsvorsitzender Huber zieht nüchterne Bilanz der Papst-Reise

Budapest (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) , Bischof Wolfgang Huber, hat eine aus ökumenischer Sicht nüchterne Bilanz der Reise von Papst Benedikt XVI. in seine bayerische Heimat gezogen. Er habe großen Respekt davor, dass der Papst dabei "die Verbindung zu seinen eigenen biografischen Wurzeln in den Vordergrund" gestellt habe, sagte der Berliner Bischof am Mittwoch am Rande der 6. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirche in Europa (GEKE) dem epd. Daher sei er jetzt auch nicht enttäuscht, wenn es zu keinen positiven Signalen in der Ökumene gekommen sei.

"Den besonderen Charakter des Besuches in Bayern respektiere ich vollständig", bekräftigte Huber zu der an diesem Donnerstag zu Ende gehenden Papst-Reise. Mit einem eventuellen weiteren Besuch des Papstes in Deutschland verbinde er allerdings die Hoffnung, dass sich die ökumenische Realität dann in einer angemessenen Weise widerspiegeln würde, sagte der Repräsentant von rund 26 Millionen Evangelischen. Mit Blick auf die fast gleich große Zahl von Katholiken und Protestanten in der Bundesrepublik müsse die ökumenische Gemeinsamkeit der Kirchen in Deutschland dann auch wirklich vorankommen.

Das Miteinander von Christen verschiedener Konfessionen sei in Deutschland eine Alltagswirklichkeit, "ich denke exemplarisch an die konfessionsverbindenden Ehen", fügte Huber hinzu. Das Zeugnis der Kirchen in der Gesellschaft sei um vieles wirksamer, wo es gemeinsam erfolge. Damit wachse auch die Glaubwürdigkeit der Verkündigung und des missionarischen Auftrages der Kirchen, "auch wenn wir institutionell weiter getrennt sind."

Die Ansprache von Papst Benedikt bei der ökumenischen Begegnung in Regensburg am Dienstagabend hat Huber zufolge zwei deutliche Signale gehabt: "Der Papst begrüßte die Orthodoxen zuerst, bevor er die Vertreter der evangelischen Kirche angesprochen hat". Huber warnte davor, die Bedeutung der evangelischen Kirchen gering zu schätzen. Auch die Kirchen der Reformation hätten vollen Anteil am gemeinsamen christlichen Erbe. Es sei nicht die Absicht Martin Luthers gewesen, eine neue Kirche zu gründen, sondern die bestehende zu erneuern. Huber: "Das Bild von den Kirchen der Reformation als jüngere Kirche muss man daher deutlich korrigieren."

Der EKD-Ratsvorsitzende bekräftigte zudem, dass der Charakter der Kirchen der Reformation als vollwertiger Kirchen nicht von der Anerkennung des Vatikans abhänge. Der Status als Kirche erwachse vielmehr aus der Verpflichtung der Protestanten, "Kirche Jesu Christi zu sein". Der gegenseitige Respekt, zu dem auch der Respekt vor dem kirchlichen Amt der anderen Seite gehöre, sei "unerlässlich zu einer weiteren ökumenischen Gemeinsamkeit". Hintergrund ist, dass der Vatikan die evangelischen Kirchen nach wie vor nicht als "Kirche" anerkennt.

13. September 2006


Bischof Huber fordert von katholischer Kirche mehr Respekt in der Ökumene

Starke Gemeinschaft der Protestanten in Europa notwendig"

Budapest (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat die katholische Kirche zu mehr Respekt und Engagement im ökumenischen Dialog aufgerufen. "Das Gemeinsame zwischen den christlichen Kirchen zu stärken, bleibt die erste ökumenische Aufgabe", erklärte der Berliner Bischof am Mittwoch auf der 6. Vollversammlung der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE) in Budapest.

Huber kritisierte, dass Rom die evangelischen Kirchen nach wie vor nicht als gleichwertige Partner "auf Augenhöhe" anerkenne. "Wir halten an der Hoffnung auf ein wachsendes Maß an Gemeinschaft fest", sagte er. Zugleich sei ein starker Verbund der evangelischen Kirchen in Europa dringend notwendig.

Vor rund 200 Delegierten fast aller evangelischen Kirchen Europas sagte Huber, Gemeinsamkeit könne auch "in der Differenz bewahrt und gelebt werden". Die Verweigerung des Respekts vor dem "Kirchesein" eines ökumenischen Partners sei jedoch kein "geeignetes Mittel, die Gemeinschaft mit ihm wachsen zu lassen", so Huber nach einem vorab verbreiteten Redemanuskript. Zum wechselseitigen Respekt zwischen ökumenischen Partnern gebe es keine Alternative.

Hintergrund ist, dass der Vatikan die evangelischen Kirchen nach wie vor nicht als vollwertige Kirchen anerkennt. Im Jahr 2005 habe sich die katholische Kirche im herausgehobenen Sinn als Papstkirche erwiesen, fügte der Berliner Bischof mit Blick auf den Tod von Johannes Paul II. und die Wahl von Benedikt XVI. hinzu. "Nun haben die Päpste der jüngsten Vergangenheit sich selbst zu der Einsicht bekannt, dass das Papstamt zu den großen Hindernissen auf dem Weg zur Einheit zu zählen ist."

Huber rief in diesem Zusammenhang erneut zu einer "Ökumene der Profile" auf. Das heiße nicht, dass alte, schon überwundene Gegensätze wieder belebt werden sollen, um sich zu profilieren. "Wohl aber sollen zentrale, für den jeweiligen Glauben unhintergehbare Einsichten ebenso fair wie klar benannt werden", so der evangelische Theologe weiter.

Der Berliner Bischof warb für das evangelische Modell der Ökumene. Mit der 1973 in der Nähe von Basel verabschiedeten "Leuenberger Konkordie" sei ein Grundmodell der Kirchengemeinschaft entwickelt worden. Mit der Erklärung wurde die mehr als 450 Jahre währende Trennung zwischen Lutheranern und Reformierten beendet. Auf Grund der Konkordie gewähren sich inzwischen mehr als 100 Kirchen in der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

"Dieses Einheitsmodell achtet die Verschiedenheit der Kirchen, ohne die Übereinstimmung im Grundsätzlichen zu vernachlässigen", betonte Huber. Kritik an diesem protestantischen Ökumene-Modell aus dem Vatikan wies Huber zurück: "Mir erscheint es ökumenisch nicht als weiterführend, die Kirchengemeinschaft der evangelischen Kirchen in Europa als unwirklich zu qualifizieren." Dies lasse den Eindruck entstehen, "es gebe eine Einheit in der Vielfalt nur zu römisch- katholischen Bedingungen". Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurienkardinal Walter Kasper, hatte dem Leuenberger Konzept der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" wiederholt eine Absage erteilt.

13. September 2006

EKD-Pressemitteilung "Starke Gemeinschaft evangelischer Kirche sei dringlich"

Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden "Gemeinschaft gestalten – Evangelisches Profil in Europa"


Bischof Friedrich: Differenzen nicht durch Papst-Wort lösbar

München (epd). An den Besuch von Papst Benedikt XVI. sollte nach Aussage des bayerischen evangelischen Landesbischofs Johannes Friedrich keine überzogenen Hoffnungen für die Ökumene geknüpft werden. Grundsätzliche theologische Probleme zwischen katholischer und evangelischer Kirche könnten nicht mit einem "Federstrich" oder mit einer Aussage des Papstes beseitigt werden, sagte Friedrich am Dienstagabend in den ARD-Tagesthemen. In strittigen Fragen, wie etwa dem unterschiedlichen "Amtsverständnis" und einem gemeinsamen Abendmahl, müssten evangelische und katholische Theologen "noch Jahrzehnte" um eine Annäherung ringen.

Die "einzige Enttäuschung" bei der ökumenischen Vesper im Regensburger Dom sei gewesen, dass es im Gegensatz zur ursprünglichen Planung zu keinem persönlichen Gespräch zwischen dem evangelischen Bischof und dem Papst gekommen sei, bedauerte Friedrich. Bei dieser Gelegenheit wollte der Landesbischof den Papst auf das "typisch deutsche Problem" der konfessionsverschiedenen Ehen zwischen katholischen und evangelischen Christen ansprechen.

Vom Papst erhofft sich Friedrich eine "Ermunterung" an die deutschen katholischen Bischöfe, bereits bestehende kirchenrechtliche Spielräume zu nutzen und evangelischen Partnern in einer konfessionsverschiedenen Ehe die gastweise Zulassung zum Abendmahl zu gewähren. Friedrich, der auch Leitender Bischof des Kirchenbundes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, kündigte an, dieses Thema in einem Brief an den Papst aufzugreifen.

13. September 2006

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