EKD-Ratsvorsitzender kritisiert "Kultur des Jammerns"

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat für mehr Mission im eigenen Land plädiert. "Viele Leute, denen die Kirche fremd geworden ist, sehnen sich nach dem Glauben", sagte der Berliner Bischof am Dienstagabend bei der Aufzeichnung der TV-Talkshow "Tacheles" in Hannover. Die Kirche solle angesichts sinkender Mitgliederzahlen mit Zuversicht und Gottvertrauen ihre Botschaft verkündigen, statt in eine "Kultur des Jammerns" zu verfallen.

"Die Selbstgenügsamkeit ist das, was mir am meisten Sorgen bereitet", sagte Huber in der Diskussion über Kirchenreformen. Die Gemeinden dürften sich nicht damit zufrieden geben, wenn von rund 1.700 Mitgliedern 50 in den Gottesdienst kämen und acht bestimmten, was passiert. Die christliche Botschaft sei für alle Menschen bestimmt, "nicht nur für einen kleiner werdenden Kreis im engen Winkel". Der Ratsvorsitzende sprach sich unter anderem für "Profilgemeinden" aus, die sich etwa auf Kirchenmusik oder Jugendarbeit spezialisierten.

Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) forderte ein klar erkennbares Profil der Kirche: "Die Menschen müssen wissen, was sie dort finden: Orientierung, Hilfe, feste Werte." Viele Menschen seien heute verunsichert und suchten Orientierung. Dabei müsse die Kirche für Menschen offen sein, die nicht schon von klein auf kirchlich geprägt seien, sagte Göring-Eckardt, die der EKD-Synode angehört.

Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Professor Michael Hüther, riet der Kirche, sich auf ihre seelsorgerliche Aufgabe zu konzentrieren: "Sie sollte nicht in der Politik zu allem und jedem ihre Kompetenz reklamieren." An ihren Rändern sei die Kirche mitunter "ausgefranst", kritisierte Hüther. Die Talkshow "Tacheles" wird am 9. und 16. September jeweils um 22.15 Uhr auf dem Dokumentationskanal "Phoenix" ausgestrahlt.

06. September 2006

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