Kulturrat: Kulturpolitische Macht der Kirchen wird unterschätzt

Berlin (epd). Die kulturpolitische Macht der Kirchen wird dem Deutschen Kulturrat zufolge unterschätzt. Das kulturelle Engagement der Kirchen sei bislang in der Öffentlichkeit "unterbelichtet", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, am Donnerstag in Berlin. "Die Kirchen in Zukunft stärker in die Verantwortung zu nehmen, ist überfällig", so Zimmermann.

Nach Schätzungen seien die Kirchen der zweitgrößte Geldgeber in Deutschland für die Kultur. Sie stellen jährlich rund 4,4 Milliarden Euro für die Kulturförderung zur Verfügung. Bund, Länder und Gemeinden kommen auf rund acht Milliarden Euro. Zimmermann gab allerdings zu bedenken, dass die Zahlen schwer vergleichbar seien, weil unterschiedliche Gebiete unter dem Begriff Kulturförderung gefasst werden. Bei den Kirchen wurden Ausgaben für Bildung und Wissenschaft, teilweise für Kitas und Jugendarbeit hinzugerechnet.

Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, betonte: "Die Kirchen müssen nicht nur ihr museales Erbe hüten, sondern die Gegenwartskultur deuten". Kultur gehöre zur Kernkompetenz der Kirchen. Trotz des Finanzdrucks solle das kulturelle Engagement ausgebaut werden, sagte Bahr. Selbst wenn nicht jede Dorfgemeinde erhalten werden könne, sollten kulturelle Zentren der Kirchen auf dem Land weitergeführt werden.

Nach Meinung des Kulturreferenten der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Jakob Johannes Koch, wird in der Kulturpolitik das "unspektakuläre Engagement in der Breite" von Kirchenmitgliedern zu wenig wahrgenommen. Viele Millionen Christen seien täglich kulturell engagiert.

Der Deutsche Kulturrat hat erstmals mit den Kirchen gemeinsam eine monothematische Ausgabe seiner Zeitung "politik und kultur" zum kulturellen Engagement der Kirchen herausgegeben.

24. August 2006

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