Ausstellung über "Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland"

Schwebende Engel und tonnenschwere Taufsteine

Von Karsten Wiedener (epd)

Magdeburg (epd). Schwebende Engel, zarte Kleidchen und tonnenschwere Steine: Die Ausstellung "Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland", die am Sonntag im Magdeburger Dom eröffnet wird, nimmt nicht nur einen langen Zeitraum in den Blick. Sie bietet zum Thema Taufe auch eine Vielfalt von Exponaten, die selbst regelmäßige Kirchgänger überraschen kann.

Mit 15 Millimeter Durchmesser ist das kleinste Ausstellungsstück ein Taufpfennig, der Anfang des 18. Jahrhunderts als Geschenk für einen Täufling geprägt wurde. Aber auch ganze Taufsteine sind für die einmalige Darstellung in die Elbestadt gebracht worden. "Dass zum Beispiel große Taufsteine für eine Präsentation auf Wanderschaft gehen, dürfte historisch bislang einmalig sein", sagt der Medienbeauftragte der Ausstellung, Pfarrer Jürgen Kohtz.

Mit mehr als 200 Exponaten soll die Geschichte der Taufe in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen dokumentiert werden. Die Ausstellung, die als Schirmherr Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) eröffnen soll, gilt als erste ihrer Art im deutschsprachigen Raum.

Als Bindeglied dienen herabhängende hellblaue Stoffbahnen im Kirchenschiff des Doms, die Erläuterungen zu den Objekten geben. In Hellblau sind auch die Vitrinen gestaltet, die in der Sakristei gezeigt werden. Die Farbe soll auf das Wasser verweisen, das für die Taufe eine besondere Bedeutung hat. Als Ausgangspunkt für die zeitliche Abfolge der Darstellung dient der im Dom befindliche Taufstein aus Porphyr, den Kaiser Otto der Große im zehnten Jahrhundert aus Italien mitgebracht haben soll.

Einen besonderen Schwerpunkt bilden barocke Taufengel. 31 dieser Figuren wurden eigens für die Ausstellung für rund 150.000 Euro restauriert. Das Geld kam im Rahmen der Spendenaktion "Paten für Engel" zusammen. Die Verwendung der Taufengel im 17. und 18. Jahrhundert war eine evangelische Besonderheit und gehört heute wieder zur Tradition. Dabei hängen die Engel zumeist über dem Altarbereich und werden zur Taufe an einem Seil herabgelassen.

Zu sehen sind zudem acht Entwürfe für moderne Engel, die 2005 bei einem bundesweiten Kunstwettbewerb der Landeskirche eingereicht worden waren. Gezeigt wird auch eine komplette "Taufanlage" von 1620 aus Osterwohle (Altmark). Sie umfasst ein "Gehege" mit einem Zaun um das Taufbecken und einen "Jubelengel", der mit dem Deckel des Beckens über einen Seilzug verbunden ist. Als Besonderheit wird schließlich auch die Schale gezeigt, über der der Dichter Heinrich Heine in Heiligenstadt 1825 im Alter von 27 Jahren getauft wurde. Taufbekenntnisse von heute und aktuelle Fotos ergänzen die historischen Exponate.

Heute noch weit verbreitet sei außerdem das Vererben der Taufkleider, sagt Pfarrer Kohtz. "Das ist ein leises, verbindendes Zeichen der Zusammengehörigkeit für die Familie, aber auch der religiösen Bindung." So wird als private Leihgabe aus Halle ein Kleid von 1939 gezeigt, auf dem bisher 27 Namen von Täuflingen eingestickt sind. Anhand solcher Zeugnisse lasse sich deutlich machen, dass Sakramente wie die Taufe in der Kirche wie in den Familien Spuren hinterlassen, sagt die landeskirchliche Kunstreferentin Bettina Seyderhelm, die Initiatorin und Leiterin der Ausstellung ist.

Die Taufe ist der zentrale Aufnahmeritus im Christentum. In den frühesten Anfängen wurde sie durch Untertauchen des Täuflings an einem Fluss oder See vollzogen. Die ersten Christen orientierten sich dabei an der biblischen Überlieferung, nach der Jesus Christus von Johannes im Jordan getauft wurde. Erst vom Mittelalter an fand das Besprengen oder Übergießen des Kopfes zunehmende Verbreitung.

Die Ausstellung im Magdeburger Dom ist montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet.

18. August 2006

Ausstellung über "Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland" im Internet

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