Kirchbaustiftung zieht positive Bilanz von Sanierungs-Aktion

Hannover/Torgau (epd). Rund 350.000 Euro sind bisher für die Sanierung von Kirchen bei der Aktion "Aus 2 mach 3" der Stiftung zur Erhaltung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) zusammengekommen. Das Geld soll für die Erhaltung von 20 Kirchen eingesetzt werden, teilte die Stiftung KiBa auf epd-Anfrage am Mittwoch in Hannover mit. Die Stiftung werde alle bis Ende September auf ein Sonderkonto eingehenden Spenden bis zur Obergrenze von 40.000 Euro pro beteiligter Kirche noch einmal um die Hälfte aufstocken.

Spitzenreiter bei den Spenden sind bislang die reformierte Kirche in Wuppertal-Ronsdorf mit rund 47.000 Euro und die Kirche in Berka vor dem Hainich in Thüringen mit rund 41.000 Euro. Die meisten Spender haben den Angaben zufolge die Kirchgemeinden in Seehausen in Sachsen-Anhalt und Schwepnitz in Sachsen registriert.

Die erste deutsche Radfahrerkirche am Elberadweg in Weßnig bei Torgau konnte bislang rund 3.500 Euro von 58 Spendern verzeichnen und liegt damit eher im hinteren Feld. Der Dorfkirche in Sachsen drohte nach ihrer Aufgabe zu DDR-Zeiten die Umwandlung in eine Sporthalle oder ein Getreidesilo.

Seit 2003 lädt die Kirche als Station am Elberadweg zwischen der Sächsischen Schweiz und Hamburg zu Andachten, Konzerten und Ruhepausen für Radler ein. Die 180 Mitglieder zählende Kirchgemeinde könne aber die auf rund 250.000 Euro veranschlagte Sanierung des Daches nicht allein bewältigen, sagte Pfarrer Tobias Krüger. In diesem Jahr seien bereits 7.000 Besucher gekommen.

Spenden für die Radfahrerkirche in Weßnig werden unter dem Stichwort "Weßnig" auf das Konto 100005550 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel, BLZ 52060410, erbeten. Bei Spenden für andere Objekte wird als Kennwort der Ortsname verwendet.

Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa)

16. August 2006


Räder vor der Kirche und Badewannen auf dem Dachboden - Die Aktion "Aus 2 mach 3" will noch bis September 20 baufällige Kirchen retten - (mit Bild)

Von Leonhardt Krause (epd)

Hannover/Torgau (epd). "Sehr gut, dass diese Kirche hier geöffnet ist", findet Ute Nobiling. "Genau der richtige Ort, um eine Pause zu machen und etwas zur Ruhe zu kommen", meint auch ihr Mann Gerhard. Bei ihrer Tour auf dem Elberadweg hat das Ehepaar aus Gütersloh in Weßnig bei Torgau (Sachsen) an Deutschlands erster Radfahrerkirche Halt gemacht.

Das Dach der evangelischen Kirche hat Löcher, im Kirchenraum bröckelt der Putz von der Decke. Vor rund 200 Jahren wurde die jetzige Ausstattung mit Holzemporen und einem großen Altar eingebaut. Mit dem real existierenden Sozialismus kam nach rund 1.000 Jahren Kirche im Dorf der Niedergang: 1970 musste das Gebäude aufgegeben werden. "Zu DDR-Zeiten wäre sie beinahe in eine Turnhalle oder einen Getreidespeicher umgewandelt worden", erzählt Matthias Ebert, der in Weßnig wohnt und sich um die sanierungsbedürftige Kirche kümmert.

Mit der Idee der Radfahrerkirche kam ab 2003 auch neues Leben unter das brüchige Dach. "4.500 Besucher waren es 2004, im vergangenen Jahr dann schon rund 10.500", berichtet Ebert, während wieder eine Gruppe Radler vor der Kirche hält. Was die Besucher nicht sehen: Auf dem Dachboden stehen 30 Wannen, Zuber und Schüsseln. "Sie fangen das Regenwasser auf, das durch die Löcher zwischen den Dachziegeln sickert", erzählt er mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Ich bin regelmäßig hier oben, um die Wannen auszuschöpfen."

Rund 250.000 Euro würde eine Dachsanierung nach ersten Schätzungen kosten - zu viel für die 180 Mitglieder zählende Dorfgemeinde in einer von Arbeitslosigkeit geprägten Region. Noch bis Ende September hat die Gemeinde die Chance, eingehende Spenden zusätzlich versilbern zu lassen: Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa) legt auf jeden seit April gespendeten Euro weitere 50 Cent drauf. "Das hilft uns sehr dabei, Menschen für finanzielle Unterstützung zu gewinnen", sagt Pfarrer Tobias Krüger.

20 Kirchen in ganz Deutschland hat die 1997 von der evangelischen Kirche gegründete Stiftung KiBa in ihr Programm "Aus 2 mach 3" aufgenommen. Um in den Genuss der zusätzlichen Gelder zu kommen, haben die Gemeinden von der Bergkirche Oybin in Sachsen bis zur Stiftskirche im badischen Wertheim zahlreiche Benefizaktionen ins Leben gerufen. "Das reicht von Konzerten und Kunstauktionen über den Verkauf von Dachziegeln bis hin zu direkten Spendenbitten", erklärt Martin Ammon von der kirchlichen Stiftung, die so nebenbei ihre Spenderdatenbank mit neuen Adressen füllt.

Die Gemeinde von Wuppertal-Ronsdorf liegt mit rund 20 Prozent schon über der Obergrenze von 40.000 Euro, bis zu der die Stiftung zusätzliches Geld locker macht. Die Radfahrerkirche im ostdeutschen Weßnig hatte dagegen Anfang August erst rund 3.500 Euro erreicht. "Wir haben hier eben kein Hinterland, die Leute halten ihr weniges Geld auch oft zusammen", meint der Pfarrer.

"Besser langsam - langsam besser", lautet das Motto der Radfahrerkirche und der Menschen, die konzeptionell hinter ihr stehen. "Vor ein paar Jahren war die Kirche dem Verfall preisgegeben und jetzt halten hier tausende Radler an", freut sich Krüger. Statt hüfthohem Gras vor der Kirche wird der Trampelpfad zum Eingang nun immer breiter. "Das sind die kleinen Zeichen der Hoffnung." Neben der Kirche soll auch einmal eine Radfahrerherberge entstehen.

In der Kirche können Radler wie die Nobilings aus Gütersloh ihre Wünsche und Gebete notieren und in ein Körbchen am Altar werfen. "Bei der nächsten Radfahrerandacht werden wir sie dann in die Fürbitten mit aufnehmen", sagt Matthias Ebert. Die Bitten reichen von gutem Rückenwind über Beistand in der Schule bis zu Sorgen in der Familie.

Spenden für die Radfahrerkirche werden unter dem Kennwort "Weßnig" auf das Sonderkonto 100005550 der Stiftung KiBa bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel, BLZ 52060410, erbeten.

Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa)

16. August 2006

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