Bischof Huber mahnt zu Frieden in Nahost

Anglikanischer Erzbischof beim Kongress der Alt-Katholiken

Freiburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat die Konfliktparteien im Nahen Osten zum Frieden ermahnt. Der Rückgriff auf das Mittel der Gewalt mache die Situation dort nicht sicherer, sondern unsicherer, sagte der Berliner Bischof am Mittwoch in Freiburg im Breisgau. Huber äußerte sich beim 29. Internationalen Kongress der Alt-Katholiken.

Gemeinsam mit dem anglikanischen Erzbischof Rowan Williams trete er für den Schutz aller Menschen ein, die in den Konflikt hineingezogen würden, besonders den der Kinder. "Wir als Christen in Europa sollten die Anwälte dieser Menschen sein", so Huber.

Der Erzbischof von Canterbury, Williams, appellierte an die Kirchen, sich in Europa stärker zu Wort zu melden. Die Kirche solle sich in die europaweiten Debatten über Macht, Identität, Autonomie und Migration einmischen, sagte das Oberhaupt der Anglikaner in seiner Predigt.

Bischof Huber erinnerte daran, dass die EKD sowohl zum Bistum der Altkatholiken wie auch zur Kirche von England gute Beziehungen unterhalte. Damit trügen die evangelische, anglikanische und alt-katholische Kirche in einer Art von "geistlichem Dreieck" zur Vertiefung der Gemeinschaft der Kirchen in Europa bei.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sprach sich für eine Stärkung der Ökumene aus. Als "Wertegemeinschaft" hätten die Christen gemeinsame Aufgaben in der Welt. Insgesamt sei die Autorität der Kirchen gewachsen.

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch sagte, Westeuropa brauche missionarische Impulse. Dies sei Aufgabe aller Kirchen. "An uns liegt es, die Universalität der Kirchen zu leben", so der katholische Bischof.

Der alle vier Jahre stattfindende Kongress steht unter dem Motto "Hoffnung, die in uns lebt - Alt-Katholiken und Anglikaner in Europa" und dauert noch bis Freitag. Das Leitwort erinnert an das 75-jährige Bestehen einer Vereinbarung zwischen Alt-Katholiken und Anglikanern. In dem am 2. Juli 1931 in Bonn verabschiedeten Dokument sicherten sich beiden Kirchen gegenseitig volle Kirchengemeinschaft zu. In Deutschland zählt die Alt-Katholische Kirche rund 25.000 Mitglieder.

10. August 2006


Grußwort des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber, anlässlich der Feier zum 75. Jahrestag des Interkommunionsabkommens zwischen der Alt-Katholischen und der Anglikanischen Kirche

"Sehr geehrter Herr Erzbischof von Canterbury, lieber Rowan,
sehr geehrter Herr Erzbischof von Utrecht,
lieber Herr Bischof Vobbe
 liebe Schwestern und Brüder,

Von Herzen gratuliere ich Ihnen zu dem wichtigen Band der Kirchengemeinschaft, die vor 75 Jahren in Bonn vereinbart wurde, nachdem Ignaz von Döllinger bereits 1871 das theologische Gespräch intensiv angeregt hatte. Ich gratuliere auch deshalb mit großer Freude, weil ich mit Dankbarkeit auf die guten Beziehungen schaue, in denen die Evangelische Kirche in Deutschland sowohl zur Anglikanischen Kirche als auch zur Altkatholischen Kirche steht. Sie haben zwischen dem Bistum der Altkatholiken und der EKD in der Vereinbarung von 1985 über die gegenseitige Einladung zur Teilnahme an der Eucharistie ebenso Ausdruck gefunden wie zwischen der Kirche von England und der EKD in der 1991 feierlich bekräftigten Theologischen Erklärung von Meissen.

Wir haben vor einem Jahr beim Evangelischen Kirchentag in Hannover in einem festlichen Gottesdienst das zwanzigjährige Jubiläum der Vereinbarung von 1985 mit der Altkatholischen Kirche begangen. Und wir haben zu Beginn dieses Jahres in Berlin den 100. Geburtstag Dietrich Bonhoeffers zum Anlass einer denkwürdigen Konsultation zwischen der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland unter Anwesenheit des Erzbischofs von Canterbury genommen. So tragen unsere Kirchen in einer Art von geistlichem Dreieck in einer stabilen und verlässlichen Form zu einer Vertiefung der Gemeinschaft von Kirchen in Europa bei. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf diesem Weg weitere Schritte gehen werden.

Wir lernen voneinander und miteinander, dass die Einheit, die wir suchen, uns in Christus schon gegeben ist. Das ist auch unsere Erfahrung in der Arbeit der Meissen-Kommission, in der die Kirche von England und die Evangelische Kirche in Deutschland mit Geduld und Engagement zusammenarbeiten. Gerne teilen wir diese Erfahrung auch mit anderen; darum halte ich es für sehr sinnvoll, wenn auf der nächsten gemeinsamen Sitzung der Meissen–Kommission überlegt wird, ob nicht der Altkatholischen Kirche in dieser Kommission ein Beobachterstatus eingeräumt werden könnte. Vielleicht kann damit am besten zum Ausdruck gebracht werden, was uns von unserem Auftrag und unserer Geschichte her verbindet und wozu wir uns gemeinsam für die Zukunft berufen und verpflichtet fühlen.

In diesen Wochen spüren wir besonders deutlich: Das Evangelium des Friedens ist uns gemeinsam anvertraut. Ich will diese Gelegenheit benutzen, um dem Erzbischof von Canterbury von Herzen für die klaren Worte zu danken, mit denen er in diesen Wochen zum Frieden mahnt. Mit Rowan Williams zusammen will auch ich wieder und wieder deutlich machen, dass der Rückgriff auf die Mittel der Gewalt die Situation im Nahen Osten und nicht sicherer, sondern unsicherer macht. Gemeinsam treten wir für den Schutz all der Menschen ein, die in die Auseinandersetzungen hineingezogen werden, obwohl sie weder mit den Aktivitäten der Hisbollah noch mit der Sicherheitspolitik Israels selbst etwas zu tun haben.

Voller Erwartungen schaue ich auf die Schritte, die vor uns liegen. Ich freue mich darauf, wenn wir einander bei  der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Hermannstadt wieder begegnen. Möge uns Gottes Geist auf diesen Wegen begleiten, um dessen Gegenwart wir miteinander bitten: Veni Creator Spiritus."

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