Evangelische Unternehmer erörtern EKD-Zukunftspapier

Frankfurt a.M. (epd). Der pfälzische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron hält einen Mentalitätswandel bei haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der evangelischen Kirche für erforderlich. Das Bewusstsein, dass die Kirche wachsen wolle, müsse bei den Beschäftigten stärker werden, sagte Cherdron am Montagabend in Frankfurt. In den Kirchengemeinden setze dies auch eine stärkere Ausrichtung an Zielen voraus.

Bei einer Veranstaltung des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer äußerte sich Cherdron zu den Reformvorschlägen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für einen Umbau kirchlicher Aktivitäten. Dem EKD-Papier bescheinigte er positive Impulse, machte aber zugleich Einwände geltend.

Angesichts des erwarteten Mitgliederrückgangs und schwindender Finanzkraft verteidigte hingegen Peter F. Barrenstein von der Unternehmensberatung McKinsey, einer der Autoren des EKD-Impulspapiers, die radikalen Empfehlungen: "Es besteht Handlungsbedarf." Das EKD-Papier wolle "wehtun" und Veränderungsprozesse anstoßen.

Unternehmensberater Barrenstein äußerte sich zuversichtlich, dass das EKD-Ziel, bis 2030 ein Fünftel der kirchlichen Einnahmen über zusätzliche Einnahmen zu erzielen, erreicht werden könne. Deutschland sei ein unermesslich reiches Land: Es sei "ganz viel Geld" vorhanden und eine höhere Spendenbereitschaft sei zu erreichen. "Revolutionär" nannte er die Empfehlung, die Aufwendungen der Kirche für Fort- und Weiterbildung des Personals massiv zu erhöhen. Bei Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen gebe es Qualitätsdefizite, sagte Barrenstein, der auch der EKD-Synode angehört.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz warnte vor einer Tendenz zur Zentralisierung. Immer mehr Aufgaben würden zur "Gemeinschaftsaufgabe" und könnten nicht mehr von der Landeskirchen wahrgenommen werden. Dabei bezog sich Cherdron auf den Vorschlag, übergreifende kirchliche Arbeitsfelder an Dienstleistungs- und Kompetenzzentren zu delegieren. "Was bleibt die natürliche Aufgabe der Landeskirchen", fragte er.

Zu möglichen Zusammenschlüssen und Fusionen unter den 23 Landeskirchen forderte Cherdron eine Offenlegung, was dies ökonomisch bringe. In dem EKD-Papier wird empfohlen, die Zahl der Landeskirchen auf maximal zwölf zu verringern.

Keine Einwände erhob Cherdron gegen die Empfehlung, die Zahl der Pfarrer von derzeit 22.000 auf 16.500 im Jahr 2030 zu verringern. Dieser Vorgabe entspreche bereits heute die Personalplanung vieler Landeskirchen. Jedoch widersprach er dem Vorschlag, dass die besten Pfarrer künftig an prominenten Kirchen eingesetzt werden. "Ich möchte die besten Theologen draußen auf den Dörfern haben", warb er für eine Versorgung mit guten Pastoren in der Fläche.

02. August 2006

Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer im Internet

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