Käßmann fordert mehr Bildung für Vorschul-Kinder

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat mehr Bildungsangebote für Kinder im Vorschulalter gefordert. "Es wird oft gesagt, dass der Ernst des Lebens mit der Einschulung beginnt, doch das ist eine Fehleinschätzung", sagte sie bei der Aufzeichnung der Fernseh-Talkshow "Tacheles" am Dienstagabend in der evangelischen Marktkirche in Hannover. Es sei erwiesen, dass sich die Fähigkeit zum Lernen zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr entwickle. Die emotionalen Fähigkeiten bildeten sich sogar schon vorher aus.

In der Debatte zum Thema "Arme Kinder - reiches Land?" sprach sich Käßmann für ein beitragsfreies Kindergartenjahr aus. "Es ärgert mich, dass das in Niedersachsen gerade abgelehnt wurde, denn das wäre eine Chance gewesen." Die evangelische Bischöfin befürwortete flexiblere Öffnungszeiten in den Kindertagesstätten und mehr Angebote für Kinder unter drei Jahren. Käßmann, Mutter von vier Töchtern, ermutigte Paare, Kinder zu bekommen: "Es ist ein glückliches Gefühl, mit Kindern zu leben."

Der Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Werner Hesse, sprach sich für ein nach Einkommen gestaffeltes Kindergeld aus: "Vielverdiener brauchen das Kindergeld nicht unbedingt", sagte er: "Für Geringverdiener ist es nicht genug." Viele Eltern arbeiteten heute am Wochenende, aber kein Kindergarten habe dann geöffnet, kritisierte er. Hesse beklagte, dass Kinder aus armen Familien heute oft als Verlierer stigmatisiert würden und kaum Chancen erhielten: "Ein Teil der Gesellschaft wird abgespalten, das ist ein fatales Signal."

Die Talkshow "Tacheles" wird am Samstag (22. Juli) um 22.15 Uhr und am Sonntag um 17 Uhr auf dem Dokumentationskanal "Phoenix ausgestrahlt.

Internet: www.tacheles.net


19. Juli 2006

Weitere epd-Meldungen