"Brot für die Welt" verzeichnete 2005 leichten Spendenzuwachs

Füllkrug-Weitzel warnt vor überhöhten Erwartungen an Militäreinsätze

Berlin (epd). Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" hat im vergangenen Jahr einen leichten Spendenzuwachs verzeichnet. Mit 54,6 Millionen Euro seien 2005 rund 620.000 Euro mehr eingegangen als im Vorjahr, sagte Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Mittwoch in Berlin. Trotz wachsender wirtschaftlicher Belastung der Menschen in Deutschland sei damit eine Steigerung um 1,2 Prozent erreicht worden.

Bei der Vorstellung des Jahresberichts warnte Füllkrug-Weitzel vor überhöhten Erwartungen an den Einsatz von Friedenstruppen in Krisengebieten: "Es ist eine Illusion zu glauben, durch kurzfristige militärische Interventionen können Konflikte mit vielschichtigen Ursachen nachhaltig gelöst und Demokratie aufgebaut werden." Aus diesem Grund unterstütze "Brot für die Welt" in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa Projekte, die langfristige strukturelle Verbesserungen der Lebensumstände zum Ziel haben.

Der Friedensprozess etwa im Kongo oder im westlichen Sudan müsse aus dem Inneren der Gesellschaft kommen, "mit Vermittlern, die respektiert werden und neutral sind", betonte die Direktorin. Auch im Nahen Osten seien wohl erst dann echte Friedensschritte möglich, wenn die Bevölkerung in Israel, in Gaza, im Westjordanland und im Libanon "nicht länger die Gewaltstrategien ihrer Führungen im Ringen um Macht und Vorherrschaft mitträgt".

Füllkrug-Weitzel appellierte an die Bundesregierung, auf eine Stärkung der Zivilgesellschaften vor allem in Afrika hinzuwirken. Deutschland sollte seine EU-Ratspräsidentschaft 2007 zudem dazu nutzen, auf eine entschiedenere Unterbindung des "gigantischen Kleinwaffenhandels" auf dem Kontinent zu dringen. Zudem müsse für einen gerechteren Umgang mit Bodenschätzen gesorgt werden. Nur so könne Armut bekämpft und Frieden erreicht werden.

"Brot für die Welt" wird von allen evangelischen Landes- und Freikirchen getragen. Die im Diakonischen Werk in Stuttgart angesiedelte Aktion finanziert ihre Arbeit zu rund 85 Prozent aus Spendenmitteln, die zumeist in der Weihnachtszeit eingehen. Für langfristige Entwicklungshilfe gab die Hilfsaktion im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Euro aus. Etwa 3,6 Millionen Euro flossen in die Katastrophenhilfe. Weltweit wurden tausend Projekte vor allem in Asien, Lateinamerika und Afrika unterstützt.

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Hilfsorganisationen für 2005 einen Spendenrekord nach dem Seebeben in Südasien vermeldet. Der Tsunami habe viele Gelder für die humanitäre Nothilfe gebunden, sagte Füllkrug-Weitzel. Um so dankbarer sei "Brot für die Welt", dass viele Kirchen, Gemeinden und Einzelspender dennoch den langfristig angelegten Entwicklungsprojekten ihrer Organisation treu geblieben und für einen, wenn auch bescheidenen Spendenzuwachs gesorgt hätten.


19. Juli 2006

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