Kirche kritisiert Umgang mit Bücherverbrennung in Sachsen-Anhalt

Magdeburg (epd). Die evangelische Kirche hat den Umgang von Politik und Sicherheitsbehörden mit der inszenierten Buchverbrennung in Sachsen-Anhalt kritisiert. Die "Unkultur des Wegguckens und der Beschwichtigung" reiche bis in die Spitzen der Politik, sagte der für Pretzien zuständige evangelische Pfarrer Andreas Holtz am Dienstag dem epd in Magdeburg. So habe selbst Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) bei der Lesung aus dem "Tagebuch der Anne Frank" vor wenigen Tagen in Schönebeck vor allem die Presse wegen ihrer Berichterstattung beschimpft.

Bei einer öffentlichen "Sonnenwendfeier" eines rechten Heimatvereins hatten junge Männer am 24. Juni in Pretzien bei Magdeburg ein Exemplar des "Tagebuchs der Anne Frank" und eine US-amerikanische Flagge ins Feuer geworfen. Die Aufzeichnungen des jüdischen Mädchens Anne Frank (1929-1945) und sein Tod im KZ Bergen-Belsen gelten weltweit als ein Symbol für den Völkermord an den Juden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sechs Beschuldigte wegen Volksverhetzung.

Pfarrer Holtz hatte angeregt, in Pretzien einen Runden Tisch für einen bewussteren Umgang mit der jüngeren Geschichte und mit Rechtsextremismus einzuberufen. Er habe weiter die Hoffnung, dass dieses Gremium zustande komme sagte der evangelische Theologe. Bislang hätten Kommunalpolitiker den Vorschlag aber nicht aufgegriffen.

18. Juli 2006

 

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