Jerusalemer Propst Gräbe: Kirche hilft Opfern von Nahost-Konflikt

Jerusalem (epd). In Israel bieten die christlichen Kirchen Hilfe für Opfer des Nahost-Konfliktes an. "Wir kümmern uns in erster Linie um die Menschen, die uns anvertraut sind", sagte der Propst der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Jerusalem, Pfarrer Uwe Gräbe, am Montag dem epd. "Wir öffnen unsere Gebäude und Räume, um Betroffenen in Jerusalem einen sicheren Ort anzubieten." Das Propstamt in Jerusalem gilt als einer der wichtigsten Auslandsposten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

In Jerusalem selbst bekomme man von dem Konflikt relativ wenig mit, fügte Gräbe hinzu: "Das Leben hier läuft völlig normal, die Menschen gehen ihren Geschäften nach, die Läden hier haben geöffnet." Es habe im Moment keiner die Befürchtung, dass Jerusalem irgendwie von kriegerischen Handlungen betroffen sein könnte. Es gebe allerdings die Befürchtung in Tel Aviv, dass die Stadt in Gefahr sein könnte, beschossen zu werden.

"Wir haben als Gemeinde aber mit Menschen zu tun, die im Norden des Landes leben und sehr stark davon betroffen sind", ergänzte Gräbe. Zu einer Familie in Haifa gebe es zurzeit keinen Kontakt. Eine Familie lebe in einer Gegend, wo 13 Raketen eingeschlagen sind. Die Kinder seien völlig verstört. Für diese Menschen soll in der Jerusalemer Propstei eine Wohnung zur Verfügung gestellt werden. Gräbe: "Jeder, der weg will, wo die Raketen fliegen, kann hier in der Propstei so eine Art Asyl bekommen."

Im Moment funktioniere die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen gut, sagte Gräbe weiter. Auch der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Jordanien, Munib A. Younan, kümmere sich um Menschen, die zu seiner Gemeinde gehören und im Norden des Landes leben. Auch von dort suchten Menschen jetzt Schutz in Jerusalem. Man sei sich einig, dass die diplomatischen Mittel der Kirchen sehr begrenzt sind. Bei den diplomatischen Aktivität sei "der Ball im Feld der Regierungen".

Er hoffe auf eine baldige Beendigung des Konflikts, betonte Gräbe. Er begegne vielen "frustrierten Menschen auf der Straße, die mit den Schultern zucken und sagen, wir wissen es auch nicht, wie es weiter gehen kann." Sowohl Israelis als auch Palästinenser richteten sich zunehmend darauf ein, dass die Auseinandersetzungen noch ziemlich lange gehen könnten. Er wolle an diesem Dienstag ins Kriegsgebiet fahren, um den Menschen vor Ort zu zeigen: "Die Kirche ist bei Euch."

17. Juli 2006

 

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