Bischöfin erinnert an deutsche Mission in Indien vor 300 Jahren

Hannover (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat an den Beginn lutherischer Mission vor 300 Jahren in Indien erinnert. Seit damals habe die Evangelisch-lutherische Tamilkirche hauptsächlich arme Menschen erreicht, die keiner Kaste angehörten, berichtete Käßmann am Donnerstag in Hannover nach ihrer Rückkehr von Jubiläumsfeierlichkeiten im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. Dabei zeigte sie sich beeindruckt vom Wachstumswillen und dem sozialen Engagement indischer Kirchen.

Schon die ersten Missionare, die 1706 in Tranquebar landeten, hätten mit Bildung die Armut bekämpft, sagte Käßmann. Auf die Arbeit von Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719) und Heinrich Plütschau (1675-1752) aus Halle gingen die ersten Mädchenschulen zurück. Die Lage der Frauen in Indien sei bis heute schockierend, sagte die Landesbischöfin vor Journalisten. Sie seien schutzlos der häuslichen und gesellschaftlichen Gewalt ausgeliefert.

In der Kirche gebe es noch immer Streit um die Ordination von Frauen zum Pfarramt. Die ersten Pastorinnen sollten beim Jubiläum ordiniert werden. Dies sei auf den Herbst verschoben worden, berichtete Käßmann. Sie selbst habe durch ihr Auftreten an der Spitze einer niedersächsischen Delegation und durch ihre Predigt im Festgottesdienst einen "energischen Akzent" setzen können, sagte die Bischöfin.

Obwohl die Christen nur 2,3 Prozent der indischen Bevölkerung ausmachten, geht ihr Einfluss nach Käßmanns Eindruck über diese Zahl hinaus. Kulturell sei die Rolle Ziegenbalgs für die Bewahrung der tamilischen Sprache in Schrift und Druck allgemein anerkannt. Die christlichen Missionen und Kirchen hätten auch den Grundstein für ein Sozial- und Gesundheitssystem gelegt und Bildung für die ärmeren Schichten ermöglicht. Sorgen bereitet der Kirche nach Käßmanns Worten die Tendenz, den Religionswechsel aus dem Hinduismus zu erschweren. Neue christliche Gemeinden hätten mit Feindseligkeiten zu rechnen.

13. Juli 2006

 

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