Bischof Huber lehnt Bachelor-Abschluss für Theologie-Studium ab

Graz (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat die ablehnende Haltung der Kirchen zu Bachelorabschlüssen für das Theologiestudium verteidigt. Dieses Studienmodell, das die Studienzeit verkürzen und die Hochschulen entlasten soll, könne nicht auf alle Berufsfelder angewandt werden, sagte der Berliner Bischof bei einer Konsultation der europäischen Theologischen Fakultäten am Freitag in Graz. Gerade bei den "klassischen Professionen" wie Pfarrern, Ärzten und Juristen, greife dieses Modell nicht.

Das Pfarramtsstudium vertrage bei allem Reformbedarf keine Niveauabsenkung, betonte Huber. Mit dieser Position hätten die beiden Kirchen bei den Kultus- und Wissenschaftsministern Gehör gefunden. Ein Spitzengespräch habe kürzlich gezeigt, dass die staatliche Seite nicht länger auf den Bachelor-Abschluss für den Pfarrberuf bestehe.

Zugleich Huber zeigte Verständnis für Reformüberlegungen für das Theologiestudium im Rahmen des so genannten Bologna-Prozesses. Dies betreffe Bestrebungen, den Pfarramtsstudiengang effizienter und verbindlicher zu gestalten. Eine bessere Orientierung für Theologiestudenten könne auch zur "Verkürzung der oftmals zu langen Studienzeiten beitragen". Verbesserungen seien beim Übergang von der Schule zur Hochschule aber auch beim Übergang in die berufspraktische zweite Ausbildungsphase erforderlich.

Eine Schwierigkeit besteht dem Ratsvorsitzenden zufolge in der Eingliederung der alten Sprachen in die Eingangsphase des Studiums. Für die reformatorischen Kirchen bleibe die angemessene Kenntnis von Hebräisch, Griechisch und Latein für das Pfarramtsstudium unaufgebbar. Da immer weniger Studienanfänger Vorkenntnisse in diesen Sprachen hätten, müssten neuartige Modelle für den Spracherwerb entwickelt werden.

Generell kritisierte Huber, dass das Bologna-Modell Mobilität der Studierenden nicht fördere, sondern eher behindere. Zudem sei eine zunehmende "Verschulung" des Studiums zu beobachten.

07. Juli 2006

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden "Die Herausforderungen für die Theologie in einem pluralistischen Europa aus ökumenischer Perspektive - Eine evangelische Stellungnahme" in Graz am 07. Juli 2006 im Wortlaut