Moskauer Welt-Religionsgipfel: Reichtum gerechter verteilen

Moskau (epd). In Moskau haben die Teilnehmer des Gipfels der Weltreligionen zum Abschluss eine sozial gerechtere Verteilung des globalen Reichtums gefordert. Die gegenwärtige Massenarmut führe sowohl für die reichen, als auch für die armen Nationen zu einer Vielzahl von Problemen, heißt es in dem am Mittwoch verabschiedeten Papier. Die religiösen Würdenträger aus knapp 50 Ländern der Erde rufen in der Erklärung alle Nationen zu einer bescheideneren und gerechteren Lebensführung auf.

In der Erklärung erteilen die Vertreter der großen Weltreligionen religiösem Extremismus eine deutliche Absage: "Der Missbrauch der Religion als Mittel, um Hass aufzustacheln oder Verbrechen gegen Persönlichkeit, Moral oder die Menschheit zu rechtfertigen, ist eine der Hauptherausforderungen der Gegenwart", heißt es in dem Text. Auch die Rechte religiöser und nationaler Minderheiten müssten akzeptiert werden.

Mit der Verabschiedung der an die Mitte Juli in Sankt Petersburg tagenden Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russland (G-8) gerichteten Erklärung ging der Moskauer Religionsgipfel am Mittwoch zu Ende. Die Arbeit an dem Abschlusstext hatte nach Angaben des Moskauer Patriarchats bereits im Mai begonnen.

Zu dem Religions-Kongress waren eine Reihe von Kirchenführern aus aller Welt nach Russland gereist. Darunter waren unter anderen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, der katholische Kurienkardinal Walter Kasper und der russische Patriarch Alexij II. sowie zahlereiche jüdische und muslimische Vertreter.

5. Juli 2006


Weltreligionsgipfel: Huber ruft zu mehr Einsatz für Frieden auf

Moskau (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat auf dem Moskauer Gipfel der Weltreligionen die religiösen Führer zu mehr Engagement für den Frieden aufgerufen. Trotz aller Differenzen müssten die Religionen nach Wegen suchen, um besser zusammenzuarbeiten, betonte der Berliner Bischof am Dienstag vor mehr als 200 hochrangigen Teilnehmern. Vor allem der Nahost-Konflikt zeige, wie nötig ein gemeinsamer Aufruf der Religionen für den Frieden sei.

Huber warnte zugleich vor einer falsch verstandenen religiösen Toleranz. Diese dürfe nicht zu einem Relativismus der Anschauungen führen. Wer sich über seine eigenen Überzeugungen im Klaren sei, könne auch andere Überzeugungen gelten lassen. Das bedeute auch: "Es gibt kein Toleranz für Intoleranz."

Religionen müssten in ihrem Umgang miteinander ein Vorbild sein, so Huber. Daran könne sich auch die Frage entscheiden, ob die Welt ihre Probleme friedlich in den Griff bekommt oder im Chaos endet. Militärische Gewalt dürfe nur der letzte Ausweg sein, um Menschen zu schützen, die ihre Grundrechte nicht selbst verteidigen könnten, ergänzte der EKD-Ratsvorsitzende. In den verschiedenen religiösen Gemeinschaften gebe es allerdings eine unterschiedliche Bewertung von Gewalt, räumte Huber ein.

Religiöse Freiheit schließe den Respekt für andere religiöse Überzeugungen, Gefühle und Praktiken mit ein, fügte Huber hinzu. Dieser gegenseitige Respekt könne nicht in einer Atmosphäre von Hass und Gewalt gedeihen. Daher müsse ein Prozess angestoßen werden, in dem Christen, Juden, Muslime, Buddhisten und andere Religionen einander besser kennen lernen, anstatt nur Vorurteile gegeneinander zu pflegen. Dies mache auch der jüngste Konflikt um die Mohammed-Karikaturen deutlich. Der Weltreligions-Gipfel in einem Moskauer Hotel dauert bis diesen Mittwoch.

04. Juli 2006

Stellungnahme des EKD-Ratsvorsitzenden beim Religionstreffen in Moskau (in englischer Sprache)

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