EKD drängt auf Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) drängt auf eine umgehende Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo. Es sei dringend zu hoffen, dass die entsprechende Ankündigung von US-Präsident George W. Bush rasch verwirklicht und die "rechtswidrige und menschenrechtsverachtende" Inhaftierung von Gefangenen beendet werde, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Freitag in Hannover. Der Berliner Bischof forderte zugleich eine unabhängige Untersuchung von Folter- und Misshandlungsvorwürfen gegenüber US-Militärangehörigen.

Am Donnerstag hatte das Oberste US-Gericht in einem Grundsatzurteil die militärischen Sondertribunale zur Aburteilung von Terrorverdächtigen im Lager Guantánamo als illegal eingestuft. Die Richter stellten weiter fest, dass die Internierten den Status von Kriegsgefangenen nach der Genfer Konvention haben.

In diesem Zusammenhang erinnerte der EKD-Ratsvorsitzende, dass Guantánamo-Häftlinge zum Teil seit Jahren ohne eine rechtsstaatliche Anklage und ohne Kontakt zu Familie oder Freunden in quälender Ungewissheit lebten: "Drei bekannt gewordene Selbstmorde sowie zahlreiche Selbstmordversuche und Hungerstreiks von Häftlingen lassen erahnen, wie hoffnungslos sie ihre derzeitige Situation erleben."

Mit der Schließung des US-Gefangenenlagers müssten die Häftlinge entweder angeklagt oder freigelassen werden, ergänzte Huber. Dies gehöre aus christlicher Sicht zum Respekt der Menschenwürde. Der Bischof stellte klar, Folter- und Misshandlungsvorwürfe müssten von unabhängigen Gerichten untersucht und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.

30. Juni 2006

EKD-Pressemitteilung "Schließung von Guantanamo darf nicht auf sich warten lassen"