"Appell" fordert Beitrag der Religionen zur Überwindung der globalen Krise

Frankfurt a.M. (epd). In einem "Appell aus Baden" haben die Verfasser die Religionen aufgefordert, ihre Autorität für die Überwindung der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zugespitzen weltweiten Krise zu nutzen. Trotz bleibender Unterschiede müssten die Weltreligionen ihre gemeinsame Verantwortung für ein friedliches und gerechteres Zusammenleben der Menschen aktivieren, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Text wurde. Der mit "Was jetzt dringlich ist" überschriebene Appell wurde von einer Reihe prominenter Persönlichkeiten aus Kirche und Politik unterzeichnet, darunter Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Klaus Engelhardt.

Autoren des Appells sind die badischen Theologen Gerhard Liedke und Gottfried Gerner-Wolfhard, sowie der Journalist Hans-Joachim Girock. Der badische Landesbischof Ulrich Fischer bezeichnet in einem Vorwort den Aufruf als wichtigen Beitrag, den Zusammenhang zwischen christlichem Glauben und Weltverantwortung zu konkretisieren: "Sehr wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen der Notwendigkeit eines interreligiösen Dialogs einerseits und der Einübung einer Konvivenz (Miteinanderleben) zwischen Christen und Muslimen andererseits." Von dem interreligiösen Dialog sollte allerdings keine zu große "Konsensfläche" erwartet werden. Dringlicher sei es, im Zusammenleben mit Muslimen gegenseitiges Verstehen der kulturellen und religiösen Prägungen einzuüben.

Als weitweit operierende Organisationen mit erheblichem Einfluss auf weite Teile der Menschheit seien die Religionen gefordert, die Suche nach neuen Wegen des friedlichen Zusammenlebens zu unterstützen, heißt es in dem "Appell aus Baden". Weder unüberbrückbare Unterschiede zwischen den Religionen noch unterschiedliche konfessionelle Ausprägungen dürften rechtfertigen, dass die Mitverantwortung des Glaubens für das Leben der Menschen "vernachlässigt, geleugnet, unterdrückt oder missbraucht" werde. Trotz Widerständen bleibe die Förderung der Menschenrechte, Menschenwürde und Menschenliebe für die Glaubwürdigkeit jeder Religion unverzichtbar.

Dringlich ist nach Ansicht der Autoren das Gespräch mit dem Islam. Ziel des Dialogs müsse es sein, bei Anerkennung theologischer Unterschiede, Verzicht auf Alleinvertretungsansprüche und Missionsierungsversuche gemeinsame Vorstellungen über ein friedliches Zusammenleben zu intensivieren.

27. Juni 2006

Der "Appell aus Baden" im Internet als Download

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