Fans sollen ruhig für Nationalelf beten

Fans sollen ruhig für Nationalelf beten

Saarbrücken (epd). Fußballfans sollten nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, ruhig für das Weiterkommen der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft beten. "Beim Gebet gibt es keine Zensur", sagte der Berliner Bischof der "Saarbrücker Zeitung" (Samstagausgabe, 24. Juni). Es helfe in allen Lebenslagen.

Das Gebet sei so wichtig "wie das harte Training und die zielgerichtete sportliche Vorbereitung", betonte Huber. Zugleich warnte er, wer Fußball zur Ersatzreligion mache, begehe einen großen Fehler. Religion habe mit Fragen zu tun, die der Fußball nicht beantworten könne.

Er hoffe, dass die Fans ihre Begeisterung auf guten Fußball richteten "und gegenüber der kommerziellen Vermarktung ihre Freiheit behalten". Den durch die WM entstandenen neuen Patriotismus in Deutschland bezeichnete Huber "als ein friedliches und freundliches Fest".

24. Juni 2006


BILD vom 24. Juni 2006

BILD-Interview mit Bischof Wolfgang Huber (63)

Von MICHAEL SAUERBIER

BILD: Herr Bischof, ist Gott ein Fußball-Fan?

Huber: Ja. Gott ist ein Liebhaber der Menschen und Ihres Lebens.
Fußball ist ein starkes Stück Leben – und damit in Gottes Liebe eingeschlossen.

BILD: Drückt Gott unserer Mannschaft die Daumen?

Huber: Gott hat keinen Favoriten unter den Mannschaften. Gottes Favorit ist der Mensch.

BILD: Haben Sie früher selbst Fußball gespielt?

Huber: Nein, ich war Handballer, aber in einem Fußballclub, dem Freiburger FC.

BILD: Sind Sie Fußball-Patriot?

Huber: Ich bin ganz fair gegenüber den anderen Mannschaften. Aber ich bin Fuß-ball-Patriot: Ich wünsche mir das gleiche Endspiel wie vor vier Jahren – nur mit umgekehrtem Ergebnis: Deutschland Weltmeister vor Brasilien.

BILD: Hand aufs Herz, Herr Bischof: Drücken Sie unseren Jungs nur die Daumen, oder beten Sie auch für ihren Sieg?

Huber: Ich bete für eine faire und friedliche WM. Und ich bete für die Menschen. Den Mitgliedern der deutschen Nationalmannschaft, die ich getroffen habe, habe ich sehr persönlich und direkt Gottes Segen gewünscht.

BILD: Darf man für den Sieg unserer Mannschaft beten?

Huber: Ja. Beim Beten gibt es keine Zensur. Wir können uns mit allen unseren Wünschen und Hoffnungen Gott anvertrauen. Aber niemand sollte gegen seinen Nächsten beten. Wer betet, denkt niemals nur an sich, sondern auch an die ande-ren.

BILD: Darf ich auf die Schweden fluchen – wenigstens für 90 Minuten?

Huber: Nein, das darf man nicht. Man darf Gott nicht zum Instrument machen für diese 90 Minuten. Der Fluch hat im Fußball überhaupt keinen Platz.

BILD: Ist es eine Sünde, beim Spiel ein Foul zu begehen?

Huber: Sünde hat mit dem Verhältnis zu Gott zu tun. Ein grobes Foul ist ein grobes Vergehen gegen die Regeln dieses Spiels. Eine Sünde ist es, wenn es mit der Verachtung der Gegner verbunden ist. Denn jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes.

24. Juni 2006

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